Die Schweizer Wirtschaft steht zum Jahresbeginn vor einer herausfordernden Perspektive. Trotz einer stabilen Binnenwirtschaft bleibt die Wachstumsdynamik schwach, und die Aussichten für 2025 deuten auf das dritte Jahr in Folge mit unterdurchschnittlichem Wachstum hin. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) hat zum Jahreswechsel eine eingetrübte Stimmung in der Schweizer Wirtschaft festgestellt. Ihr Konjunkturbarometer fiel im Dezember unter den langfristigen Durchschnitt und zeigt, dass die wirtschaftlichen Aussichten eher verhalten sind.
picture alliance / NurPhoto | Joan Cros
Prognosen nach unten korrigiert
Anfangs war erwartet worden, dass sich die europäische Wirtschaft langsam erholen und dieser Aufschwung auch auf die Schweiz abfärben würde. Doch in den wichtigsten Exportmärkten der Schweiz, wie Deutschland und Frankreich, bleibt die wirtschaftliche Lage weiterhin schwierig. Die KOF hat ihre Prognosen für 2024 und 2025 daher leicht nach unten korrigiert. Auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat seine Erwartungen angepasst. Für das Jahr 2024 wird ein reales BIP-Wachstum von 0,9 Prozent und für 2025 nur ein Wachstum von knapp 1,5 Prozent prognostiziert.
Trotz dieser Rückgänge steht die Schweiz im internationalen Vergleich immer noch besser da als viele andere Länder. Deutschland beispielsweise steckt seit zwei Jahren in einer Rezession und könnte kaum mit der Schweizer Wirtschaft tauschen. Doch die Schweizer Wirtschaft wächst zwar, bleibt jedoch hinter ihrem Potenzial zurück.
Unter dem Wachstumspotenzial
Normalerweise liegt das reale BIP-Wachstum der Schweiz bei etwa 1,8 Prozent pro Jahr – dem langjährigen Durchschnitt. In den letzten Jahren ist dieser Wert jedoch deutlich unterschritten worden. Nach einem starken Nach-Corona-Boom fiel das BIP-Wachstum 2023 auf nur 1,2 Prozent. Auch 2024 dürfte es unter 1 Prozent liegen, und auch 2025 wird das prognostizierte Wachstum von 1,5 Prozent keinen großen Aufschwung bringen. Damit könnte die Schweiz das dritte Jahr in Folge mit unterdurchschnittlichem Wachstum erleben.
Besonders ernüchternd ist die Entwicklung des BIP pro Kopf, dem wichtigsten Maß für materiellen Wohlstand. Seit 2023 ist das BIP pro Kopf nahezu stagnierend, da die Wirtschaftsleistung zwar um rund 1 Prozent zugenommen hat, die Bevölkerungszahl jedoch ebenfalls um knapp 1 Prozent pro Jahr wächst – hauptsächlich aufgrund der starken Zuwanderung.
Schwacher Außenhandel und starke Binnenwirtschaft
Ein wesentlicher Faktor für das schwache Wachstum ist die enttäuschende Entwicklung im Außenhandel. Besonders die exportorientierte Industrie, die stark von den Märkten in Deutschland, Frankreich und China abhängt, leidet unter den wirtschaftlichen Schwierigkeiten in diesen Ländern. Ein nachhaltiger Aufschwung der Schweizer Wirtschaft ist daher eng an die Erholung der Weltwirtschaft gekoppelt – und ob diese bald eintritt, bleibt fraglich. Aktuelle Risiken wie mögliche Handelskriege, geopolitische Spannungen und Unsicherheiten in China werfen dunkle Schatten auf die globalen Wachstumsperspektiven.
Im Gegensatz dazu zeigt sich die Binnenwirtschaft in der Schweiz robust. Besonders der Konsum der privaten Haushalte spielt eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung der Konjunktur. Ein bedeutender Treiber für den Konsum sind die hohe Zuwanderung und die damit verbundenen steigenden Konsumausgaben sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Diese Entwicklung führt jedoch auch zu einem zweischneidigen Effekt: Das Bevölkerungswachstum trägt zwar zur Steigerung der Wirtschaftstätigkeit bei, jedoch verteilt sich die Wirtschaftsleistung auf mehr Einwohner, was zu einem begrenzten Wohlstandsgewinn führt.
Fazit: Ein herausforderndes Jahr 2025
Obwohl die Schweizer Wirtschaft im internationalen Vergleich gut dasteht, bleibt sie hinter ihren Möglichkeiten zurück. Das Jahr 2025 wird voraussichtlich von moderatem Wachstum geprägt sein, wobei der Außenhandel weiterhin schwächelt und der Wohlstand in der Schweiz nicht signifikant ansteigt. Die Herausforderung für die Schweiz besteht darin, die wirtschaftlichen Strukturen zu stärken und auf eine mögliche Erholung der globalen Wirtschaft zu hoffen.
Leave a comment