Deutschland steht vor einem Wendepunkt: Während die französische Atomkraft glänzt, kämpft Deutschland mit den Schattenseiten seiner Energiepolitik. Frankreichs Atomflotte, betrieben von Electricité de France (EDF), erreichte mit über 55 Gigawatt Stromproduktion den höchsten Stand seit 2019. Gleichzeitig stürzte die Windenergie in Deutschland auf ein Minimum von 3,8 Gigawatt ab – etwa 20 % der Norm. Das Resultat? Deutsche Haushalte und Unternehmen zahlen Rekordpreise.
picture alliance/dpa/MAXPPP | Le Parisien / Arnaud Journois
Frankreich exportiert, Deutschland importiert
Frankreich nutzt seine steigende Atomstromproduktion, um Nachbarländer wie Deutschland zu unterstützen. Hierzulande wurden vergangene Woche vermehrt teure Öl- und Gas-Kraftwerke hochgefahren – ein deutlicher Kontrast zu den Einsparzielen der Energiewende. Der Strompreis erreichte zwischenzeitlich 285 Euro pro Megawattstunde, fast doppelt so viel wie am Vortag. Laut RWE sei eine Rückkehr zur Atomkraft keine realistische Option: „Der Aufwand, alte Anlagen wieder hochzufahren, steht in keinem Verhältnis zum Nutzen.“
„Die Abschaltung unserer Kernkraftwerke zeigt jetzt ihre bittere Konsequenz,“ kommentierte ein Branchenexperte. Die Abhängigkeit von Importen wächst, während die Stabilität des Energiemarktes schwindet. Dennoch bleibt die deutsche Politik standhaft bei ihrem Kurs, wie jüngste Äußerungen der Bundesregierung zeigen. Forderungen nach einer Neubewertung des Atomausstiegs wurden erneut brüsk zurückgewiesen.
Spannungen und politische Forderungen
Vor dem Hintergrund steigender Spannungen mit Russland und dem dadurch fehlenden Gas flammt die Diskussion um eine mögliche Reaktivierung der deutschen Atomkraftwerke wieder auf. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte vorgeschlagen, die noch bestehenden Reaktoren in Bayern wieder hochzufahren, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Betreiber wie RWE wiesen diese Forderungen jedoch mit Verweis auf technische und wirtschaftliche Hürden entschieden zurück.
Experten sehen jedoch langfristige Risiken: „Ohne eine diversifizierte Energieversorgung bleibt Deutschland anfällig für externe Schocks,“ heißt es in einem Bericht. Zudem warnen Analysten, dass die steigenden Preise vor allem die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie gefährden könnten.
Was bedeutet das für Verbraucher?
Die kurzfristige Entspannung durch milde Temperaturen könnte trügerisch sein. Bereits am Wochenende könnten Kälte und Flaute neue Rekordpreise treiben. Haushalte und Industrie blicken sorgenvoll auf die nächsten Monate, während Politiker zunehmend unter Druck geraten, eine langfristige Lösung zu finden.
Zurück zur Kernkraft?
Die Forderung nach einem Umdenken in der Energiepolitik wird lauter. „Ohne eine ausgewogene Mischung aus erneuerbaren Energien und Grundlastkraftwerken bleibt Deutschland anfällig,“ betont ein Energieexperte. Allerdings sieht die Bundesregierung keine Notwendigkeit, die derzeitige Politik zu ändern. Stattdessen setzt sie auf einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeffizienzmaßnahmen.
Ob dieser Kurs ausreicht, um eine nachhaltige Versorgung zu sichern, bleibt fraglich. Der Druck, Lösungen zu finden, wächst – und die Zeit drängt.
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