Die Gasvorräte in Großbritannien sind auf ein “besorgniserregend niedriges” Niveau gefallen, was inmitten der kältesten Winternächte des Jahres zu erhöhten Sorgen über die Energiesicherheit geführt hat. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern steht Großbritannien bei der Gasspeicherung schlecht da, mit einer Kapazität von nur 12 durchschnittlichen Tagen oder 7,5 Tagen bei Spitzenverbrauch im Winter.
picture alliance/dpa | Julia Kilian
Nationale Gasversorgung: Unterschiedliche Perspektiven
Die Netzbetreiber versichern der Öffentlichkeit, dass die Gasversorgung “gesund” sei und dass das Land gut gerüstet sei, um die Nachfrage in diesem Winter zu decken. Laut National Gas sind die Speicher mehr als halb voll, trotz der Befürchtungen, die Centrica, der Betreiber des größten britischen Gasspeichers Rough, geäußert hat. Centrica berichtet von einem 26 % niedrigeren Vorratsniveau im Vergleich zum Vorjahr.
Chris O’Shea, der CEO von Centrica, hob die Bedeutung von Energiespeicherung hervor: “Energiespeicherung ist das Rückgrat der Versorgungssicherheit. Ohne ausreichende Kapazität riskieren wir, in Zeiten hoher Nachfrage unvorbereitet zu sein.” Er forderte eine massive staatliche Unterstützung für die Erweiterung der Speicherinfrastruktur.
Europaweit schlechter Vergleich
Im Vergleich zu Deutschland, das Gas für 89 Tage speichern kann, Frankreich mit 103 Tagen und den Niederlanden mit 123 Tagen, ist die britische Speicherkapazität ein deutlicher Schwachpunkt. Diese geringe Kapazität macht Großbritannien anfällig für Versorgungsengpässe, insbesondere in Zeiten wie der aktuellen Kältewelle.
Regierung gibt Entwarnung
Ein Sprecher der Regierung erklärte jedoch, dass die Energieversorgung gesichert sei: “Unser diversifiziertes Energiesystem stellt sicher, dass wir auf alle Bedürfnisse vorbereitet sind.” Die Regierung arbeitet laut eigener Aussage kontinuierlich mit dem Energieversorger National Gas zusammen, um die Sicherheit zu überwachen und gegebenenfalls einzugreifen.
Kritische Stimmen und Alternativlösungen
Jess Ralston von der Energy and Climate Intelligence Unit warnte, dass Großbritannien dringend seine Abhängigkeit von Gas reduzieren müsse. “Ohne eine Reduzierung der Gasnachfrage werden wir weiterhin von internationalen Marktpreisen abhängen,” erklärte sie. Sie forderte mehr Investitionen in erneuerbare Energien, Wärmedämmung von Gebäuden und den Umstieg auf Elektro-Wärmepumpen, um die Energiewende voranzutreiben.
Fazit: Zeit für dringendes Handeln
Die aktuelle Situation verdeutlicht, dass Großbritannien eine strategische Energiespeicherpolitik benötigt. Investitionen in Speicherkapazität und erneuerbare Energien sind nicht nur notwendig, um kurzfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten, sondern auch, um langfristig eine stabile und unabhängige Energieversorgung zu schaffen. Ohne entschlossenes Handeln könnte sich die Energiekrise weiter verschärfen.
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