Das Bahntechnik-Unternehmen Hübner, einer der größten Arbeitgeber in Kassel, hat angekündigt, über 100 Arbeitsplätze abzubauen. Der Stellenabbau ist Teil eines umfassenden Sparkurses, der durch wirtschaftliche Stagnation und globale Herausforderungen notwendig wurde.
picture alliance / ZB | Sascha Steinach
Strukturen auf Wachstum ausgelegt, nun Stagnation
Mit rund 1100 Beschäftigten in Nordhessen ist Hübner ein zentraler Arbeitgeber der Region. Doch das Unternehmen, das 2023 einen Umsatz von 472 Millionen Euro erzielte, kämpft mit stagnierenden Erlösen und rückläufigen Zahlen in einigen Geschäftsbereichen. Hübner hatte in den vergangenen Jahren Strukturen aufgebaut, die auf Wachstum ausgelegt waren – ein Wachstum, das sich nicht wie erwartet einstellte. Die wirtschaftliche Lage auf dem deutschen Heimatmarkt und die unsichere politische Situation erschweren die Planungen erheblich, erklärte die Geschäftsführung.
Zu den betroffenen Bereichen zählen vor allem die indirekten Tätigkeiten. Dabei soll der Stellenabbau sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen umgesetzt werden. Ziel ist es, bis zu 25 Millionen Euro an Kosten einzusparen. Wir stehen vor der Herausforderung, unsere Strukturen an die neuen Marktbedingungen anzupassen, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.
Gleichzeitig setzt Hübner auf neue Personalstrategien, die zum Teil Stellen in Vorruhestand oder Altersteilzeit umwandeln, um Kosten zu senken. In anderen Bereichen, wie der IT-Abteilung, werden hingegen neue Arbeitsplätze geschaffen. Erst im vergangenen Jahr wurden erstmals ein Fachinformatiker für Systemintegration und eine Kauffrau für Digitalisierungsmanagement ausgebildet.
Globale Herausforderungen belasten Ertragskraft
Neben der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nennt Hübner konkrete Faktoren, die zur aktuellen Situation beitragen: gestiegene Energiepreise, die Produktionskosten erheblich erhöht haben, und Konkurrenz aus Asien, insbesondere im Bereich der Bahntechnik. Verunsicherte Endkunden und Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, was sich besonders im Wärmepumpenmarkt zeigt, für den Hübner Bauteile liefert.
Trotz dieser Herausforderungen betont Hübner die Bedeutung seiner Mitarbeiter als Schlüssel zum Erfolg. Das Unternehmen bleibt entschlossen, den Standort Kassel weiter zu stärken und die Zukunft des Betriebs durch Innovation und Effizienzsteigerung zu sichern.
Kassel bleibt zentraler Standort
Trotz der Einschnitte betont Hübner, dass der Standort Kassel als Stammsitz der Gruppe erhalten bleibt. Das Unternehmen plant, den Standort weiterzuentwickeln, um neue Märkte und Technologien zu erschließen. Insbesondere das Servicegeschäft und der Kompetenzaufbau sollen in Kassel gestärkt werden.
Hübner ist ein führender Anbieter von Übergangssystemen für Schienenfahrzeuge und Busse und entwickelt darüber hinaus Fahrwerktechnik, Cockpit-Display-Lösungen und Lasertechnologie. Wir setzen weiterhin auf Innovation, um unsere Marktposition zu sichern, heißt es aus der Geschäftsleitung.
Das Unternehmen hebt hervor, dass Innovationen in den Bereichen Laser-, Terahertz- und Hochfrequenztechnologie zukünftig eine größere Rolle spielen werden. Dabei wird auch der Standort Kassel als Innovationszentrum von zentraler Bedeutung bleiben.
Zukunftsperspektiven: Hoffnung auf Stabilisierung
Für 2025 erwartet Hübner zwar ein leichtes Umsatzwachstum, doch eine grundlegende Trendwende ist nicht in Sicht. Mit dem Stellenabbau und der Verschlankung der Strukturen hofft das Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben und die Herausforderungen der globalen Märkte zu meistern.
Die Ankündigung zeigt erneut, wie stark mittelständische Unternehmen unter der aktuellen wirtschaftlichen Lage leiden – und wie wichtig eine gezielte Unterstützung für diese Säule der deutschen Wirtschaft wäre.
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