Eine Tradition verschwindet
Das Geberit-Werk in Wesel, ein Standort mit über 120 Jahren Geschichte, wird Ende 2026 seine Tore schließen. Die Entscheidung kam für viele überraschend, insbesondere für die 300 Mitarbeiter, die teils seit Jahrzehnten in der Sanitärkeramikproduktion tätig sind. Das Unternehmen begründet den Schritt mit einer strategischen Neuausrichtung und veralteter Infrastruktur – Argumente, die in Wesel auf Unverständnis stoßen.
picture alliance | Karl Peter Basenau / CHROMORANGE
“Das ist eine schlechte Nachricht”
Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zeigte sich bestürzt. Sie bezeichnete die Schließung als schweren Verlust für die Stadt. „Der Standort Wesel hat im Bereich der Sanitärkeramik eine lange Tradition.“ Die Stadtverwaltung bemüht sich nun, im Austausch mit Geberit und den Betroffenen Lösungen zu finden, um die Auswirkungen abzumildern. Auch von politischer Seite kommt Unterstützung: SPD und CDU fordern gemeinsam, dass Geberit seiner sozialen Verantwortung nachkommt.
Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft
Für die betroffenen Mitarbeiter steht viel auf dem Spiel. Viele von ihnen haben ihr Berufsleben im Weseler Werk verbracht. Die Unternehmensleitung verspricht Verhandlungen mit dem Betriebsrat, um sozialverträgliche Lösungen zu finden. Doch der Frust bleibt: „Es darf nicht sein, dass die Weseler Mitarbeiter unter einer globalen Strategie leiden müssen“, betont Jürgen Linz, CDU-Fraktionsvorsitzender.
Kritik an den Schließungsgründen
Die Begründung von Geberit, räumliche Einschränkungen und veraltete Infrastruktur hätten den Standort unattraktiv gemacht, stößt auf Widerspruch. „Die genannten Gründe sind aus unserer Sicht nicht haltbar“, so Rafael Lorberg, Vorsitzender des SPD-Stadtverbands. Die Stadt sei bereit, den Standort durch Genehmigungserleichterungen oder andere Maßnahmen zu modernisieren.
Ein schmerzlicher Abschied
Die Schließung markiert nicht nur das Ende einer Produktionsstätte, sondern auch das Aus einer Ära. Produkte wie das Nobel-WC mit Sitzheizung und Föhn, die hier für anspruchsvolle Märkte gefertigt wurden, haben Wesel als Qualitätsstandort etabliert. Nun droht ein Verlust an Know-how und Arbeitsplätzen, der weit über die Region hinaus spürbar sein könnte.
Was bleibt?
Die Zukunft der betroffenen Mitarbeiter steht im Fokus. Sozialpläne, Umschulungen oder Standortwechsel könnten Lösungen sein, doch die Unsicherheit bleibt groß. Die Stadt Wesel und die politischen Akteure kämpfen für den Erhalt der Arbeitsplätze – ob mit Erfolg, bleibt abzuwarten.
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