Wachstumsprognose gesenkt – Wirtschaft vor großen Herausforderungen
Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in den Jahren 2025 bis 2029 erneut nach unten korrigiert. Die Wirtschaft wird in diesem Zeitraum inflationsbereinigt voraussichtlich nur um durchschnittlich 1,25 Prozent jährlich wachsen. Damit liegt die aktuelle Schätzung noch unter der ohnehin gedämpften Prognose von 1,3 Prozent aus dem November. Zum Vergleich: Im Zeitraum 2010 bis 2019 lag das durchschnittliche Wachstum noch bei 1,6 Prozent pro Jahr.
„Das ist ein ernüchternder Ausblick für die nächsten fünf Jahre“, kommentiert WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr. Besondere Sorge bereitet der hohe Wettbewerbsdruck auf die heimische Wirtschaft, der durch höhere Energiepreise und steigende Lohnstückkosten weiter verstärkt wird. Zusätzlich stellen strukturelle Probleme wie eine niedrige Erwerbsbeteiligung und Defizite im Bildungssystem eine Bremse für das Wirtschaftswachstum dar.
picture alliance / imageBROKER | Florian Bachmeier
Arbeitsmarkt: Lichtblicke trotz trüber Aussichten
Trotz des verhaltenen Wachstums bleibt der Arbeitsmarkt ein Lichtblick. Dank der demografischen Entwicklung und einer steigenden Erwerbstätigenzahl wird die Arbeitslosenquote bis 2029 von aktuell 7,4 Prozent auf 6,2 Prozent sinken. Gleichzeitig warnt das WIFO jedoch vor einer zunehmenden Arbeitskräfteknappheit in vielen Branchen, die das Wachstumspotenzial der Wirtschaft weiter einschränken könnte.
Ein weiterer positiver Impuls wird vom privaten Konsum erwartet, der ab 2025 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 1,5 Prozent pro Jahr einen stabilisierenden Effekt auf die Gesamtwirtschaft haben könnte. Auch die Exporte sollen im selben Zeitraum real um 2,5 Prozent pro Jahr zulegen, während sich die Inflation auf ein Zielniveau von 2 Prozent einpendeln dürfte.
Staatsfinanzen unter Druck
Die Lage der Staatsfinanzen bleibt angespannt. Das durchschnittliche Budgetdefizit wird für die kommenden Jahre mit 3,75 Prozent des BIP prognostiziert und damit erneut die Maastricht-Grenze von 3 Prozent überschreiten. Besonders alarmierend ist die erwartete Steigerung der Staatsschuldenquote auf 89,2 Prozent bis 2029. WIFO-Direktor Felbermayr betont die Notwendigkeit einer wachstumsorientierten Reformagenda: „Ohne klare wirtschaftspolitische Weichenstellungen droht Österreich eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit.“
Internationale Unsicherheiten verschärfen die Lage
Auch globale Entwicklungen trüben die Aussichten. Das WIFO hat in seiner Prognose eine kooperative US-Zollpolitik unter Präsident Donald Trump unterstellt, doch ein aggressiverer Kurs könnte zu weiteren Belastungen für den Exportsektor führen. „Die Gefahr, dass das BIP 2025 das dritte Jahr in Folge schrumpft, ist real“, warnt Studienautor Josef Baumgartner.
Zusätzlich beeinträchtigen die hohen Energiepreise und Lohnkosten die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie. Energieintensive Sektoren, die stark von Exporten abhängen, kämpfen mit einem wachsenden Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen europäischen Ländern.
Dringender Handlungsbedarf
Die vorliegenden Prognosen zeigen deutlich, dass entschlossene Reformen erforderlich sind. Investitionen in Digitalisierung und grüne Technologien werden als Schlüssel für eine nachhaltige Wachstumsstrategie gesehen. Gleichzeitig müssen strukturelle Probleme wie die Integration von Migranten und die Verbesserung des Bildungssystems adressiert werden.
Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), fordert, die heimischen Unternehmen zu entlasten: „Die Betriebe müssen von unnötigem Ballast befreit werden, um wieder wachsen zu können.“
Ohne gezielte Maßnahmen drohen der österreichischen Wirtschaft anhaltende Probleme – mit schwerwiegenden Konsequenzen für Unternehmen und Bürger. Jetzt ist die Zeit für entschlossenes Handeln, um das Land auf einen nachhaltigeren Wachstumskurs zu führen.
Leave a comment