Die Zentralschweizer Wirtschaft blickt auf ein Jahr voller Kontraste zurück. Während einige Branchen von einem regelrechten Boom berichten, kämpfen andere ums Überleben. Die neuesten Erkenntnisse der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ) zeigen: Trotz vieler Herausforderungen bleibt der Optimismus vieler Unternehmen ungebrochen.
Qualle – DPA Pictures
Ein starker Start mit düsteren Wendungen
Zu Jahresbeginn herrschte Aufbruchsstimmung. Die Auftragsbücher füllten sich, und die Exporte zeigten positive Tendenzen. Doch ab der Jahreshälfte geriet der Aufschwung ins Stocken: Der starke Schweizer Franken, schwache Auslandsmärkte und eine allgemeine Konsumflaute bremsten die Wirtschaft aus. Laut der IHZ hat diese Entwicklung vor allem exportorientierte Industrien hart getroffen.
„Der starke Franken ist der Anfang vom Ende für manche Traditionsfirmen,“ erklärt ein Experte der IHZ.
Industrie unter Druck – Verlagerung ins Ausland
Besonders die Industrie leidet. Steigende Produktionskosten und schwache Margen zwingen viele Unternehmen zu drastischen Maßnahmen. Prominente Beispiele sind die Verlagerungen der Produktion ins Ausland, wie beim Geschenkpapierhersteller Stewo aus Wolhusen oder der Afag Automation AG in Zell.
Die Stewo International AG wird bis Ende März 2025 ihre Produktion und Logistik schrittweise ins Ausland verlagern. Von den derzeit 56 Mitarbeitenden verlieren 37 ihre Stelle. Künftig sollen die Logistik in Heilbronn, Deutschland, und die Produktion mit Partnern in Europa und Asien erfolgen. Das Unternehmen nennt den starken Schweizer Franken und steigende Rohstoffkosten als Hauptursachen.
Die Afag Automation AG schließt ihre Produktionsstätte in Zell und verlagert die Fertigung an andere europäische Standorte ihres Mutterkonzerns Emerson Electric Co. Bis zu 90 der 120 Arbeitsplätze werden abgebaut. Zell soll künftig nur noch als Engineering- und Vertriebszentrum dienen.
Baugewerbe und Gastgewerbe als Lichtblicke
Im Gegensatz zur angeschlagenen Industrie zeigt sich das Baugewerbe robust, wenn auch mit gedämpfter Prognose für 2025. Auch das Gastgewerbe profitiert von einem starken Start in die Wintersaison. „Ein gelungener Start ist für uns entscheidend. Jetzt hoffen wir, dass es so bleibt,“ äußert sich ein Hotelier aus Luzern optimistisch.
Unsicherheit prägt die Zukunft
Die geopolitischen Spannungen, die Präsidentschaft von Donald Trump und europäische Regulierungen setzen die Unternehmen weiter unter Druck. Viele Firmen setzen daher auf Produktivitätssteigerungen, um den steigenden Energiekosten und Reallöhnen entgegenzuwirken. Doch Bürokratie und Berichtspflichten binden wertvolle Ressourcen.
„Die Regulierungen sind ein unsichtbarer Kostenfaktor, der die Wettbewerbsfähigkeit untergräbt,“ warnt die IHZ.
Ein Jahr voller Herausforderungen
Die Zentralschweizer Wirtschaft steht vor einem schwierigen Jahr. Zwar gibt es Lichtblicke, doch ohne gezielte Entlastungen durch die Politik drohen weitere Verlagerungen und Arbeitsplatzverluste. Ob der eingeschlagene Kurs reicht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
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