Argentinien hat im Jahr 2024 einen historischen Handelsüberschuss erzielt. Nach ersten Prognosen erreichte der Überschuss unglaubliche 18 bis 19 Milliarden US-Dollar – der höchste Wert in der Geschichte des Landes. Damit übertraf die Regierung von Präsident Javier Milei das bisherige Rekordjahr 2009 mit 16,89 Milliarden US-Dollar deutlich.
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„Wir haben Argentinien zurück auf die Weltbühne gebracht“
Milei, seit Dezember 2023 im Amt, versprach von Beginn an eine drastische Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik. Kern seines Programms war die Förderung von Exporten in den Bereichen Landwirtschaft und Energie. Insbesondere die Erschließung der riesigen Schieferreserven in der Vaca-Muerta-Region spielte eine entscheidende Rolle. Zusätzlich profitierten die Getreideexporte von einer Lockerung der Währungskontrollen und einer besseren Wetterlage. Argentinien festigte dadurch seinen Status als global führender Exporteur von Sojaöl und -mehl sowie als bedeutender Akteur bei Mais, Weizen und Rindfleisch.
Zusätzliche Erfolge durch Energie- und Rohstoffexporte
Argentinien konnte auch durch den Verkauf von Lithium, das für die Produktion von Batterien unerlässlich ist, seine Exportbilanz verbessern. Die Regierung unter Milei plant zudem, Argentinien als wichtigen Energieexporteur zu etablieren. Besonders die Schiefergas- und Ölvorkommen der Vaca-Muerta-Region tragen dazu bei, das Land unabhängiger von Importen zu machen und gleichzeitig neue Deviseneinnahmen zu generieren.
Wirtschaftliche Wende oder einmaliges Hoch?
Von Januar bis November 2024 verzeichnete Argentinien bereits einen Handelsüberschuss von 17,2 Milliarden US-Dollar. Diese Zahl stellt eine bemerkenswerte Wende dar, nachdem das Land im selben Zeitraum 2023 ein Handelsdefizit von 7,94 Milliarden US-Dollar aufwies.
Experten warnen jedoch vor Überoptimismus. Federico Gonzalez von Empiria Consultores betont: „Dieser Rekord wird kaum zu halten sein. Mit einem stärkeren Peso und steigenden Importen könnte der Handelsüberschuss 2025 auf nur 40 Prozent des aktuellen Wertes schrumpfen.“
Steigende Importe und Reformen setzen neue Akzente
Die Regierung hat diese Woche Anti-Dumping-Maßnahmen aufgehoben, um den Import bestimmter Produkte wie Haushaltsgeräte zu erleichtern und die Preise zu senken. Solche Maßnahmen könnten zwar kurzfristig die Inflation dämpfen, doch sie gefährden laut Analysten den künftigen Handelsüberschuss. Die Aufhebung von Importsteuern und die Stärkung des argentinischen Peso gegenüber anderen Währungen, wie dem brasilianischen Real, treiben die Importzahlen weiter nach oben.
Milagros Suardi von Eco Go erklärt: „Mit der wirtschaftlichen Erholung und einer verbesserten Wechselkurslage wird die Importnachfrage weiter steigen. Der Handelsüberschuss könnte sich entsprechend rapide verringern.“
Die Zukunft bleibt ungewiss
Ob Mileis Strategie langfristig Bestand hat, hängt von der Balance zwischen Exportförderung und Importsteuerung ab. Die wirtschaftlichen Reformen zeigen erste Erfolge, doch Kritiker betonen, dass die derzeitigen Maßnahmen keinen nachhaltigen Aufschwung garantieren.
Ein Jahrzehnt wirtschaftlicher Unsicherheiten scheint vorerst überwunden, doch die kommenden Jahre werden entscheiden, ob Argentinien seinen Platz als wirtschaftlicher Schwergewichtler auf Dauer behaupten kann.
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