Amerikanische Wirtschaftspolitik als dominierender Faktor
Die Vereinigten Staaten haben China 2024 als wichtigsten Handelspartner Deutschlands überholt. Erstmals seit 2016 exportierte und importierte Deutschland mehr Waren mit den USA als mit dem Reich der Mitte. Mit einem Handelsvolumen von rund 255 Milliarden Euro verdrängten die USA China auf den zweiten Platz, wie aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Allein im ersten Halbjahr 2024 erreichten die Exporte in die USA fast 81 Milliarden Euro – ein Plus von 3,3 Prozent. „Die Verschiebung spiegelt die Auswirkungen schwacher Wirtschaftszahlen in China und die robusten Investitionsprogramme in den USA wider“, betont ein Wirtschaftsexperte.
picture alliance/dpa | Friedemann Kohler
Einbruch in China – Boom in den USA
China, lange unangefochten an der Spitze, musste einen dramatischen Einbruch bei deutschen Exporten hinnehmen. Der Rückgang um fast drei Prozent auf etwas über 48 Milliarden Euro zeigt die Probleme auf. Gleichzeitig sanken die Importe aus China um fast acht Prozent. Demgegenüber wuchs der Handel mit den USA weiter – unterstützt durch eine stabile US-Wirtschaft und Investitionsprogramme. „China wird vom Hoffnungsträger zum Problemfall“, warnen Analysten. Gleichzeitig setzen chinesische Autobauer deutsche Hersteller zunehmend unter Druck. „Wir sehen hier den Anfang vom Ende für die Vormachtstellung deutscher Automobilkonzerne.“
Droht ein neuer Handelskrieg?
Mit der bevorstehenden Amtseinführung von Donald Trump wächst die Unsicherheit. Trump, bekannt für seine protektionistische Handelspolitik, könnte erneut Zölle und Handelsbarrieren einführen. „Deutschland sitzt zwischen den Stühlen und riskiert, zum Spielball zwischen den USA und China zu werden“, heißt es in einer unveröffentlichten Studie der Germany Trade & Invest (GTAI). Vor allem die Europäische Union (EU) könnte zum Ziel amerikanischer Handelspolitik werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Entwicklungen im Kfz-Markt, der traditionell eine Schlüsselrolle im Handel mit beiden Ländern spielt.
Deutschland sucht neue Partner
Doch es gibt Lichtblicke. Länder wie Vietnam und Polen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Der Handel mit Vietnam wuchs 2024 um über elf Prozent, während Polen als Markt ebenfalls stark zulegte. Auch das Vereinigte Königreich zeigt nach dem Brexit Anzeichen einer leichten Erholung im Handel mit Deutschland. Deutsche Unternehmen diversifizieren gezielt ihre Handelsbeziehungen, um Abhängigkeiten von China zu reduzieren. „Deutschland versucht, mit einer breiteren Basis an Handelspartnern seine wirtschaftliche Resilienz zu stärken“, erklären Branchenexperten.
Was Deutschland jetzt tun muss
Die aktuellen Entwicklungen erfordern schnelles Handeln. Experten fordern die Politik auf, bessere Rahmenbedingungen für die heimische Wirtschaft zu schaffen und den Handel mit strategischen Partnern weiter zu fördern. Die GTAI spielt hier eine zentrale Rolle, indem sie Marktinformationen bereitstellt und den Zugang zu neuen Märkten erleichtert. „Es geht darum, Deutschlands Position in einer zunehmend polarisierten Welt zu sichern“, so die Analyse.
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