Die Entscheidung der Lufthansa-Gruppe, 40 brandneue Flugzeuge des Typs Boeing 737-8 Max an ihre Tochtergesellschaft Eurowings zu vergeben, sorgt für Furore. Mit dieser Investition im Wert von rund 4,8 Milliarden Euro setzt Eurowings auf eine der modernsten Flotten Europas. Doch der Wechsel von Airbus zu Boeing wirft Fragen auf – und bietet Zündstoff für Debatten.
picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack
Ein kontroverser Schritt
Bisher bestand die Flotte von Eurowings ausschließlich aus Maschinen des Herstellers Airbus. Nun der Wechsel: Die neuen Boeing 737-8 Max sollen die alternden Airbus A319 und A320 ersetzen. Obwohl Billigairlines traditionell auf eine einheitliche Flotte setzen, um Wartungskosten niedrig zu halten, zeigt sich Eurowings-Chef Jens Bischof zuversichtlich: „Die Boeing 737 Max 8 ist absolut sicher und zuverlässig.“ Doch kann diese Strategie wirklich aufgehen?
Vorteile auf dem Papier
Mit 189 Sitzplätzen bieten die neuen Jets fast 40 Plätze mehr als ihre Vorgänger. Zusätzlich sollen sie den Kerosinverbrauch um bis zu 20 Prozent senken und pro Passagier weniger als zwei Liter Treibstoff pro 100 Flugkilometer verbrauchen. Diese Vorteile könnten für die Kostenstruktur von Eurowings und für die Umwelt entscheidend sein. Auch die Reichweite von 5.600 Kilometern – rund 1.000 Kilometer mehr als bei den Airbus-Modellen – eröffnet neue Möglichkeiten: Ziele wie Dubai oder Jedda könnten bald ohne Zwischenstopp angesteuert werden.
Der Schatten der Vergangenheit
Doch die Boeing 737-8 Max hat eine dunkle Geschichte: Zwei Abstürze in den Jahren 2018 und 2019 forderten 346 Menschenleben und führten weltweit zu einem Flugverbot für den Modelltyp. Obwohl Boeing seither umfassende technische Änderungen vorgenommen hat, bleibt das Vertrauen der Kunden eine Herausforderung. Jens Bischof betont jedoch: „Solche Bedenken spiegeln sich nicht in den Buchungszahlen wider.“
Neue Chancen oder unkalkulierbares Risiko?
Die Entscheidung, auf zwei Flugzeughersteller zu setzen, könnte für Eurowings sowohl ein strategischer Vorteil als auch ein potenzielles Risiko sein. Die Betriebskosten könnten durch die unterschiedlichen Flottenstrukturen steigen, während die erhofften Kostensenkungen durch den geringeren Treibstoffverbrauch noch bewiesen werden müssen.
Zukunft der Flotte ungewiss
Langfristig bleibt offen, ob Eurowings komplett auf Boeing umsteigen wird. Die Lufthansa-Gruppe hält Optionen auf weitere 60 Maschinen des Typs 737-8 Max bereit. Ob diese jedoch ebenfalls bei Eurowings landen oder an andere Konzerntöchter wie Swiss oder Austrian Airlines gehen, ist unklar.
„Wir haben alles versucht, aber die Rahmenbedingungen lassen keine Rettung zu.“
Mit dieser Entscheidung schreibt Eurowings ein neues Kapitel in der Geschichte des europäischen Luftverkehrs. Ob der Schritt ein Meilenstein oder ein Fehltritt wird, bleibt abzuwarten.
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