Ein Skandal erschüttert den Logistik-Standort von Kaufland in Donnersdorf, Unterfranken: Bis zu 350 der insgesamt 550 Stellen sollen laut Unternehmensangaben gestrichen werden. Der Grund? Kaufland will künftig nahezu alle Aufgaben durch Werkunternehmen erledigen lassen. Das Unternehmen verspricht sich davon mehr Flexibilität – für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet das jedoch das Aus.
picture alliance/dpa | Oliver Berg
Kein Lichtblick in Sicht
Nach Aussagen der Gewerkschaft Verdi sollen die zukünftigen Aufgaben überwiegend von Arbeitskräften aus Osteuropa übernommen werden. Bereits in einer Betriebsversammlung informierte die Unternehmensleitung die Belegschaft über die Pläne. Gespräche mit der Lagerleitung wurden jedoch kurzfristig abgesagt. Die betroffenen Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft. Laut Kaufland befinden sich Verhandlungen mit potenziellen Werkunternehmen noch in der Anfangsphase. Ob ehemalige Kaufland-Mitarbeiter dort zu niedrigeren Löhnen wieder eingestellt werden, ist unklar.
Verdi: „Ein Rückzug aus der Verantwortung“
Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Entscheidung scharf. Sprecher Peter König bezeichnet den Schritt als bewusste Strategie, sich der Personalverantwortung zu entziehen: „Kaufland lagert nicht nur Arbeit aus, sondern auch die Verantwortung für faire Arbeitsbedingungen.“ Bereits 2012 war Kaufland an diesem Standort in einen Skandal um illegale Scheinwerkverträge verwickelt. Damals musste das Unternehmen ein Bußgeld in Millionenhöhe zahlen und die Werkvertragsmitarbeiter übernehmen.
Kein Platz für Moral?
Kaufland begründet die Umstrukturierung mit dem Wunsch nach „agiler und flexibler“ Arbeitsweise. Die Praxis, Mitarbeiter durch Werkverträge zu ersetzen, wirft jedoch Fragen über soziale Verantwortung auf. Besonders bitter: In einer Region wie Unterfranken, die bereits unter einem kontinuierlichen Stellenabbau leidet, ist dies ein weiterer Schlag für den Arbeitsmarkt.
Lernen aus der Vergangenheit? Fehlanzeige!
Die Geschichte wiederholt sich: Bereits 2012 hatte Kaufland bewiesen, dass Werkverträge ausgenutzt werden können, um Kosten zu sparen. Die damaligen Konsequenzen – Bußgelder und Öffentlichkeitskritik – scheinen das Unternehmen nicht nachhaltig beeinflusst zu haben. Mit dem erneuten Wechsel auf Werkunternehmen bleibt die Frage: Wie lange wird es dauern, bis ähnliche Vorwürfe wieder ans Licht kommen?
Was bleibt?
Während Kaufland auf Verhandlungen mit Werkunternehmen verweist, bleiben die Mitarbeiter zurück – ohne Perspektive und ohne klare Zukunft. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Unternehmen Flexibilität über soziale Verantwortung stellen. In Donnersdorf endet dies mit der Zerreißprobe für 350 Familien.
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