Die Traditionsmarke Rosenthal steht vor einer Zerreißprobe: Um den Standort in Oberfranken zu sichern, haben die Mitarbeiter einem drastischen Rettungsplan zugestimmt. Doch ob das reicht, bleibt ungewiss.
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Verzicht als letzte Hoffnung
Die Mitarbeiter des Porzellanherstellers Rosenthal haben sich zu einem radikalen Schritt entschlossen. In einer Versammlung stimmten sie einem Standortsicherungs-Tarifvertrag zu, der einen Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld für die kommenden drei Jahre vorsieht. Zusätzlich wird nur die Hälfte der für Ende 2025 geplanten Tariferhöhungen umgesetzt. Ab 2028 sollen die Beschäftigten wieder den vollen Tarif erhalten. „Es war keine leichte Entscheidung, aber ohne diesen Schritt gäbe es bald keinen Arbeitsplatz mehr,“ so Gerd Hammerl, Verhandlungsführer der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE).
Millioneninvestitionen trotz Umsatzrückgang
Die wirtschaftliche Lage Rosenthals ist dramatisch. Bereits im November 2024 wurde ein Umsatzrückgang von rund 30 Prozent gemeldet – eine Folge steigender Produktionskosten und eines veränderten Konsumverhaltens. Um die Zukunft der Marke zu sichern, plant das Unternehmen Investitionen in Höhe von rund 16 Millionen Euro für eine neue Produktionslinie. Gleichzeitig sollen strukturelle und personelle Einsparungen in Höhe von sechs bis sieben Millionen Euro umgesetzt werden. „Ohne diese Maßnahmen wäre die Insolvenz oder die Schließung beider Werke die einzige Alternative gewesen“, betont Hammerl.
Stellenabbau und Standortschließung
Die geplanten Einsparungen gehen jedoch auf Kosten der Belegschaft. Bis Ende 2026 wird die Mitarbeiterzahl von derzeit etwa 600 auf 490 reduziert. Langfristig soll nur noch eine Produktionsstätte in Oberfranken bestehen bleiben, die etwa 330 Beschäftigte umfasst. Ob der Standort Selb oder Speichersdorf geschlossen wird, soll bis Ende Januar entschieden werden. Der Verlust eines Standorts wäre ein schwerer Schlag für die Region, die ohnehin stark von Rosenthal abhängig ist.
Das letzte Aufbäumen einer Traditionsmarke
Rosenthal, einst ein Symbol für deutsche Handwerkskunst, kämpft nicht nur mit sinkenden Verkaufszahlen, sondern auch mit hohen Produktionskosten. Die Mitarbeiter haben gezeigt, dass sie bereit sind, Opfer zu bringen, um das Unternehmen zu retten. Doch die Lage bleibt kritisch. Ein Branchenexperte warnt: „Sollten die geplanten Investitionen und Einsparungen nicht greifen, droht Rosenthal das Schicksal vieler Traditionsunternehmen: das endgültige Aus.“
Zukunft ungewiss
Die Entscheidung der Mitarbeiter, auf Teile ihres Gehalts zu verzichten, zeigt den starken Willen, die Traditionsmarke Rosenthal zu erhalten. Doch ob diese Maßnahmen ausreichen, bleibt ungewiss. Sollte Rosenthal scheitern, wäre das nicht nur ein Verlust für die Region, sondern auch für das kulturelle Erbe Deutschlands. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft der Standorte wird Ende Januar erwartet – bis dahin bleibt die Unsicherheit groß.
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