Die einstige Ikone des deutschen Schuheinzelhandels, Görtz, hat es wieder nicht geschafft. Nur wenige Monate nach dem Ende des Insolvenzverfahrens 2023 ist die Görtz Retail GmbH erneut zahlungsunfähig. Am 20. Januar ordnete das Amtsgericht Hamburg ein vorläufiges Insolvenzverfahren an – ein Schlag, der nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die gesamte Branche verheerend ist.
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Das Aus für eine Branche?
Görtz, ein Name, der seit 1875 für Qualität und Tradition steht, ist zum Symbol eines kaputten Systems geworden. Der Schuhhändler, der einst mit Filialen in ganz Deutschland und einem boomenden Online-Shop auf Erfolgskurs war, kann sich den neuen Marktbedingungen nicht anpassen. „Das ist der Anfang vom Ende für den deutschen Mittelstand“, sagt ein Branchenkenner. Die Konkurrenz durch internationale Online-Giganten, die steigenden Energiekosten und die anhaltende Kaufzurückhaltung der Verbraucher lassen kaum Luft zum Atmen.
Kein Lichtblick in Sicht
Die erneute Insolvenz ist ein Weckruf, der nicht ignoriert werden darf. Mit hunderten Arbeitsplätzen, die nun auf dem Spiel stehen, stehen nicht nur die Mitarbeiter vor einem Scherbenhaufen. Auch Lieferanten und Vermieter sind betroffen. „Wir haben alles versucht, aber die Rahmenbedingungen lassen keine Rettung zu“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens resigniert.
Verlierer eines kaputten Systems
Die Probleme von Görtz sind kein Einzelfall. Seit Jahren taumelt der stationäre Einzelhandel am Abgrund. Bereits 2024 gaben rund 100 Schuhgeschäfte in Deutschland auf, und die Schließung von etwa 800 Fachgeschäften zeigt die dramatische Entwicklung. Doch wer ist dafür verantwortlich? Die Politik? Die Verbraucher? Oder die Unternehmen selbst, die den Sprung in die Digitalisierung verschlafen haben?
Dringlichkeit für Veränderung
Diese Entwicklung kann nicht hingenommen werden. Es braucht klare Handlungsoptionen, um den Mittelstand vor dem Kollaps zu retten. Forderungen nach steuerlichen Entlastungen, einem verstärkten Fokus auf Digitalisierung und einer klaren Strategie zur Unterstützung des stationären Handels müssen jetzt umgesetzt werden. Die Frage ist nicht mehr, ob wir handeln sollten, sondern wie schnell wir handeln können, bevor weitere Traditionsunternehmen in die Knie gezwungen werden.
Görtz’ erneute Insolvenz ist nicht nur ein Rückschlag für das Unternehmen, sondern ein Symbol für den Zustand einer ganzen Branche. Wie viele Verluste muss es noch geben, bis wir endlich aufwachen?
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