Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im Jahr 2023 sanken die CO2-Emissionen in Österreich auf 68,6 Millionen Tonnen – erstmals unter die Marke von 70 Millionen. Ein Triumph im Kampf gegen die Klimakrise? Die Antwort ist komplex, denn hinter den beeindruckenden Rückgängen steckt mehr als nur Klimaschutz.
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Klimaschutz oder Konjunktur?
Ein Blick auf die Ursachen lässt Zweifel aufkommen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte um ein Prozent, während die hohen Energiepreise und milde Temperaturen den Energieverbrauch drückten. Weniger Heizbedarf, weniger Produktion – ein Pyrrhussieg für das Klima? Doch die Zahlen zeigen auch: Die Nutzung erneuerbarer Energien und Klimaschutzmaßnahmen haben einen bedeutenden Anteil an der positiven Entwicklung.
Industrie und Energie: Ein Sektor auf Talfahrt
Besonders deutlich wird der Rückgang in der energieintensiven Industrie. Die Emissionen aus der Stromerzeugung und der Produktion von Stahl, Zement und Chemikalien sanken um satte 10 Prozent. Doch nicht Klimaschutz, sondern Produktionsrückgänge zeichnen hier verantwortlich. „Ohne gezielte Reformen droht der Einbruch zum Dauerzustand zu werden“, warnt Karl Schellmann vom WWF.
Zwischen Euphorie und Ernüchterung
Während Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Zahlen als „historischen Meilenstein“ feiert, schlagen NGOs Alarm. Jasmin Duregger von Greenpeace Österreich mahnt: „Der Weg zur Klimaneutralität 2040 ist lang. Wenn ÖVP und FPÖ Klimaschutz blockieren, sind unsere Erfolge in Gefahr.“
Europas Rolle im Klimakampf
Im europäischen Emissionshandel (ETS) sanken die Emissionen ebenfalls – ein Minus von 8,3 Prozent. Doch hier dominiert ein anderer Effekt: die gesunkene Stromproduktion aus Gaskraftwerken. Die europäische Ebene bleibt ein zentraler Taktgeber, doch nationale Ambitionen müssen mitziehen.
Weichen für die Zukunft stellen
Die Botschaft ist klar: Ohne langfristige Reformen bleiben Fortschritte fragil. Energiesparen, Subventionsabbau und ein konsequenter Ausbau erneuerbarer Energien müssen prioritär sein. Nur so bleibt Österreich auf Kurs zur Klimaneutralität – und vermeidet, dass die Erfolge von 2023 zum Strohfeuer werden.
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