Industrie im Umbruch
Deutschlands Industrie steht vor einer massiven Herausforderung. Laut einer aktuellen Umfrage haben fast ein Drittel der großen Unternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen ins Ausland verlagert oder planen dies in naher Zukunft. Hohe Kosten, bürokratische Hürden und eine mangelnde Innovationsförderung in Deutschland werden als Hauptgründe genannt.
Peter Leibinger, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), erklärt:
„Die Abwanderung von Forschung und Entwicklung gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit den Innovationen verlieren wir auch die Grundlage für Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit.“
Unternehmen sehen sich gezwungen, in Länder mit günstigeren Bedingungen auszuweichen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
picture alliance/dpa | Marijan Murat
Strukturprobleme belasten
Die Umfrage zeigt, dass 76 Prozent der befragten Unternehmen strenge gesetzliche Vorgaben und lange Genehmigungsverfahren als gravierende Hindernisse empfinden. Für 62 Prozent dieser Unternehmen sind die Verfahren zu langwierig, während 58 Prozent auf die hohen Kosten hinweisen. Diese Faktoren schaden dem Innovationsklima und führen dazu, dass viele Firmen ihre Forschungsprojekte ins Ausland verlagern.
Technologische Abhängigkeit
Ein weiteres Problem ist die wachsende Abhängigkeit von digitalen Schlüsseltechnologien aus dem Ausland. Laut der BDI-Umfrage sind 75 Prozent der Unternehmen besorgt über die starke Abhängigkeit von China. Auch die Dominanz der USA in Bereichen wie Cloud-Technologien und Künstlicher Intelligenz bereitet den Unternehmen Sorgen.
„Europa muss dringend eigene Kompetenzen und Kapazitäten für Schlüsseltechnologien aufbauen“, fordert Leibinger. Ohne eine gezielte Förderung und den Aufbau strategischer Souveränität droht Europa, den Anschluss zu verlieren.
Handlungsbedarf erkannt
Die Industrie fordert eine entschlossene Innovationspolitik. Dazu gehören der Abbau von Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren und gezielte Investitionen in neue Technologien. Peter Leibinger betont:
„Deutschland braucht klare Prioritäten und eine bessere Koordination, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Ohne grundlegende Reformen könnte der Wirtschaftsstandort Deutschland erheblichen Schaden nehmen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt, denn die Konkurrenz schläft nicht.
Leave a comment