Deutschland steht vor einem wirtschaftlichen Abgrund: Laut der staatlichen Förderbank KfW hinkt die Bundesrepublik bei privaten und öffentlichen Investitionen nicht nur hinterher, sondern droht international den Anschluss vollständig zu verlieren. Die Zahlen zeichnen ein erschreckendes Bild: In essenziellen Bereichen wie Maschinen, Wohnungsbau und Forschung schrumpfen die Investitionen oder stagnieren, während andere Länder wie die USA oder Frankreich durchstarten.
picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen
Deutschland im internationalen Vergleich abgeschlagen
Die Investitionen in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge sind im dritten Quartal 2024 preisbereinigt um 9 Prozent unter den Werten von Ende 2019 gefallen. Zum Vergleich: In den USA stiegen sie im selben Zeitraum um 11,5 Prozent, in der Europäischen Union (EU) um 1 Prozent. Noch drastischer zeigt sich die Lage beim Wohnungsbau. Hier beträgt der Rückgang in Deutschland satte 13 Prozent, während die Investitionen in den USA und der EU jeweils um gut 1 Prozent zulegten – trotz weltweit steigender Zinsen.
Innovationskraft in Gefahr
Der Sektor für geistiges Eigentum, darunter Forschung und Entwicklung sowie Softwareinvestitionen, weist ein ebenso dramatisches Defizit auf. Zwar konnte hierzulande ein Plus von 11 Prozent seit 2019 verzeichnet werden, doch im globalen Vergleich verliert Deutschland. In den USA stiegen die Investitionen um 36 Prozent, in Frankreich um 27 Prozent. „Deutschland verliert den Anschluss in einer Kategorie, die angesichts der KI-Revolution äußerst erfolgversprechend ist“, warnt KfW-Chef Stefan Wintels eindringlich.
Ursachen der Krise: Kosten, Bürokratie und fehlende Impulse
Hohe Energie- und Lohnkosten, ein immer gravierenderer Fachkräftemangel und eine ausufernde Bürokratie schrecken Unternehmen zunehmend von Investitionen ab. Während die privaten Investitionen stagnieren, bleiben die öffentlichen Investitionen, die direkt durch politische Entscheidungen gesteuert werden könnten, ebenfalls weit hinter den Erwartungen zurück. Laut der KfW-Studie stiegen sie preisbereinigt lediglich um 1,6 Prozent seit 2019 – ein verschwindend geringer Wert im Vergleich zu den USA, wo der Staat im selben Zeitraum 15 Prozent mehr investierte.
Schuldenbremse unter Beschuss
Die Diskussion um die Schuldenbremse bleibt ein Streitpunkt. Bundesbankpräsident Joachim Nagel fordert eine radikale Neuausrichtung: „Wir müssen das ganze Konzept ändern“, erklärte er unlängst auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Finanzminister Jörg Kukies dagegen betont, dass eine Reform der Schuldenbremse allein nicht genüge. „Wir müssen unser Wachstumspotenzial in den Fokus nehmen“, so der SPD-Politiker.
Wirtschaftlicher Stillstand oder Neustart?
Die Folgen der Investitionsflaute sind bereits heute spürbar: ein maroder Wohnungsmarkt, rückständige Technologie-Infrastrukturen und eine stagnierende Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland droht von einem führenden Produktionsland zum bloßen Konsumenten abzusteigen.
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