Die Energiekrise ist zurück – und diesmal trifft es Deutschland mit voller Wucht, meldet die Berliner Zeitung. Während die EU über die Ausweitung verbindlicher Gasvorratsziele bis 2027 debattiert, werden im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) bereits Pläne für eine Verlängerung des Notfallplans geschmiedet. Wirtschaftsminister Robert Habeck erklärte die Krise zwar erst im vergangenen September für „beendet“, doch die rasant schwindenden Gasspeicher sprechen eine andere Sprache.
picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam
Ein unerwarteter Wintereinbruch verschärft die Lage
Deutschland leidet derzeit unter einer Kältewelle, die den Gasverbrauch auf ein Rekordniveau treibt. Hinzu kommt das Ende des Ukraine-Transits – ein entscheidender Schlag für die ohnehin angespannte Versorgungssituation. Die Trading Hub Europe, verantwortlich für den deutschen Gasmarkt, fordert nun Subventionen für Händler, um trotz schlechter Marktlage Gas ins Netz einzuspeisen. Laut dem Verband der Gasimporteure bleibt die Alarmstufe notwendig: „Wir können uns keine Lockerungen leisten, wenn die Versorgungssicherheit auf dem Spiel steht.“
Wie sicher ist Deutschlands Energieversorgung?
Offiziell bleibt die Bundesregierung gelassen. Eine Sprecherin des BMWK betont: „Die Versorgung ist stabil, dank Pipelinegas aus Norwegen und LNG-Importen. Zusätzlich entspannt die Lage, dass der Winter bereits zur Hälfte vorbei ist.“ Doch Zahlen aus der Praxis zeichnen ein anderes Bild: Deutschlands größter Erdgasspeicher in Rehden ist nur noch zu 81 Prozent gefüllt – ein kritischer Wert, der Experten alarmiert. Zugleich beliefert Deutschland seine Nachbarländer wie Tschechien und Österreich mit Gas und strapaziert so die eigenen Reserven.
EU will verbindliche Gasvorratsziele bis 2027 ausweiten
Auf europäischer Ebene arbeitet die EU-Kommission an einem Entwurf zur Verlängerung der Vorratsziele. Diese sollen bis 2027 gelten und verlangen, dass die Speicher bis zum 1. November eines jeden Jahres zu mindestens 90 Prozent gefüllt sind. Branchenkenner warnen jedoch vor den Konsequenzen: „Deutschland könnte als Versorger für die Nachbarstaaten überfordert werden, was die Stabilität der eigenen Versorgung gefährdet,“ heißt es aus Fachkreisen.
Quelle: Gaspeicher Jim Bob
Steigende Gaspreise als neue Belastung
Mit den Unsicherheiten am Markt schießen die Gaspreise in die Höhe. Verbraucher und Unternehmen blicken besorgt auf die kommenden Monate. Während Habeck sich mit konkreten Aussagen zur EU-Initiative zurückhält, bleibt eine Frage offen: Kann Deutschland einen erneuten Energie-Notstand verhindern, oder droht eine Verlängerung des Notfallplans?
Fazit: Politik am Scheideweg
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Wird die Bundesregierung klare Maßnahmen ergreifen, um die Energieversorgung langfristig zu sichern, oder bleibt alles beim Alten? Eines steht fest: Die Lage ist weit kritischer, als es offizielle Statements vermuten lassen.
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