Die Royal Mail, eine britische Institution mit fast 500 Jahren Geschichte, steht nun unter der Kontrolle des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky. Doch nicht nur das Vereinigte Königreich, sondern auch Deutschland gerät durch seine Investitionen ins Wanken. Was steckt hinter seinem Vorstoß?
Quelle: DPA Pictures
Das Aus für eine Branche?
Mit einem Deal über 5,3 Milliarden Pfund kauft Kretinskys EP Group die Muttergesellschaft der Royal Mail, International Distribution Services (IDS). Zwar behält die britische Regierung eine “goldene Aktie”, um strategische Entscheidungen zu sichern, doch Kritiker zweifeln, ob dies ausreicht, die Kontrolle über diesen essentiellen Dienstleister zu wahren.
Die Regierung feiert das Abkommen als Meilenstein, aber wie viel Schutz bietet eine Verpflichtung, die Standorte und Steuerresidenz für nur fünf Jahre im Land zu halten? Was passiert danach? Die Unsicherheit ist greifbar.
Kein Lichtblick in Sicht
Dave Ward, Chef der Communications Workers Union (CWU), nennt die Vereinbarung einen “Durchbruch” und hebt hervor, dass Mitarbeiter an 10 Prozent der Dividenden beteiligt werden. Doch in den Korridoren der Royal Mail herrscht Skepsis.
„Das ist der Anfang vom Ende einer britischen Legende,“ warnt ein Mitarbeiter anonym. Die Furcht ist, dass Kretinskys Fokus auf Rendite langfristig weder den Arbeitnehmern noch den Kunden zugutekommt.
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Ein Investor mit zweifelhaften Verbindungen
Kretinsky, bekannt für seine aggressiven Investitionen, besitzt Anteile an britischen Größen wie Sainsbury’s (10 Prozent) und West Ham United (27 Prozent). Doch sein Einfluss reicht weiter: In Deutschland ist er auch bei ThyssenSteel eingestiegen, einem Symbol für deutsche Ingenieurskunst. Kritiker werfen ihm vor, eher auf schnelle Profite statt auf nachhaltige Strategien zu setzen.
Seine Firma EUStream transportiert russisches Gas nach Europa – eine Verbindung, die gerade in geopolitisch angespannten Zeiten Fragen aufwirft. „Er sieht in der Royal Mail und ThyssenSteel Gelegenheiten, aus angeschlagenen Riesen Profit zu schlagen,“ sagt ein Branchenexperte.
Verlierer eines kaputten Systems
Die langfristigen Folgen sind alarmierend. Während die Royal Mail als Kommunikationsinfrastruktur unersetzlich bleibt, könnte ThyssenSteel’s industrielle Basis Deutschlands weiter erodieren. Diese Übernahmen zeigen, wie nationale Symbole in einer globalisierten Welt systematisch an Bedeutung verlieren.
„Das ist ein Weckruf, dass wir unsere Schätze besser schützen müssen,“ fordert ein Wirtschaftsexperte.
Der Anfang vom Ende?
Obwohl Regierungen von guten Deals sprechen, sehen viele darin eine schleichende Gefahr. Nationalstolz und wirtschaftliche Stabilität weichen der globalen Renditejagd.
Können Royal Mail und ThyssenSteel gerettet werden – oder ist dies das finale Kapitel ihrer Geschichte?
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