Ein Sender unter Druck
Die geplanten Einsparungen beim österreichischen Rundfunk (ORF) sorgen für Schlagzeilen – und für massive Gegenwehr. Bis zu 1000 der 2850 Vollzeitstellen stehen auf dem Spiel, wenn die Regierung die Vorgabe macht, 150 Millionen Euro einzusparen. Während Kritiker vor einem qualitativen Verfall warnen, zeigen Vergleiche, dass dies keineswegs das Ende für den ORF bedeuten muss: Der private Sender ServusTV liefert mit nur 300 Mitarbeitern ein starkes Programm, das überzeugen kann. Selbst nach den kürzlichen Sparmaßnahmen würde der ORF noch immer mehr als sechs Mal so viele Mitarbeiter beschäftigen. Ein Mammutapparat, der nach wie vor das Rundfunkland dominiert.
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Die Kostenfalle ORF
Die Strukturen beim ORF haben in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen gesorgt: Hohe Gehälter für Moderatoren, Beraterkosten, die den Rahmen sprengen, und ein Dienstwagenpark, der Luxus ausstrahlt. Ein Beispiel: Ein Frühstücksmoderator verdient 440.000 Euro im Jahr – das entspricht einem Tagessatz von 1.833 Euro. Auch andere Posten stoßen auf Unverständnis: Allein die Moderatoren-Stylingkosten beliefen sich auf 115.800 Euro, während 17.250 Euro für ein Abfallkonzept aufgewendet wurden. Die Zahlen werfen ein grelles Licht auf die Verschwendung von Gebührenmitteln und die dringende Notwendigkeit zur Reform.
Ein System vor dem Umbruch
Die Herausforderung für den ORF bleibt gewaltig: Während private Sender effizient arbeiten und sich durch Werbeeinnahmen finanzieren, haftet der ORF weiterhin an einem Zwangsgebührensystem, das zunehmend in Frage gestellt wird. Besonders kritisch wird es, wenn die Entfremdung zwischen Sender und Publikum weiter voranschreitet. Zuschauer erwarten ein modernes, flexibles Programm – ein Anspruch, den der ORF mit verkrusteten Strukturen nur schwer erfüllen kann. Währenddessen dürften Mitarbeiter und Gewerkschaften sich auf harten Widerstand einstellen, um die geplanten Maßnahmen zu verhindern.
Neustart oder Niedergang?
Es könnte es eine Chance für den ORF sein, Altlasten abzuschütteln und sich neu zu erfinden. Mit schlankeren Strukturen, klareren Zielsetzungen und einer transparenten Mittelverwendung könnte der ORF beweisen, dass er auch im digitalen Zeitalter relevant bleiben kann. Es bleibt abzuwarten, ob die Verantwortlichen diese Möglichkeit nutzen – oder ob sie in der Flut der Kritiken untergehen.
Die Zeit der Verschwendung und Selbstzufriedenheit ist vorbei. Jetzt ist der Moment, um Verantwortung zu übernehmen und die Weichen für die Zukunft zu stellen.
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