Die deutschen Unternehmen kämpfen zunehmend mit überbordender Bürokratie und hohen Standortkosten, meldet die Augsburger Allgemeine. Nikolas Stihl, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Stihl, schlägt Alarm: „Es ist dringend erforderlich, dass wir in Deutschland wirklich Bürokratie abschaffen.“
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Bürokratie kostet Milliarden
Laut Stihl entgeht der deutschen Wirtschaft durch die Regulierung und Bürokratie jährlich eine Wirtschaftsleistung von 146 Milliarden Euro. Diese Belastung lähmt nicht nur Unternehmen, sondern bedroht auch den Standort Deutschland. „Die Deindustrialisierung droht nicht mehr – sie ist in vollem Gange“, warnt Stihl eindringlich. Besonders drastisch sei die Entwicklung in der Industrieproduktion, die mittlerweile weniger als 20 Prozent der Wertschöpfung ausmacht.
Neue Informationen aus aktuellen Berichten verdeutlichen die Dramatik: Stihl bezeichnet die aktuellen Standortbedingungen in Deutschland als “toxisch”. Hohe Baukosten, ausufernde Bürokratie und exorbitante Arbeitskosten zwingen das Unternehmen dazu, geplante Investitionen wie ein neues Werk in Ludwigsburg auf Eis zu legen.
Standort Deutschland mit dem Rücken zur Wand
Die hohen Kosten und die komplexen Auflagen zwingen deutsche Unternehmen wie Stihl zu massiven Investitionen in Automatisierung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Stihl hebt hervor, dass Arbeitsplätze zunehmend durch Rationalisierung gesichert werden müssen. „Würden wir das nicht tun, müssten wir unsere Fertigung in Deutschland schließen.“ Besonders kritisch sieht er die Situation in der Bau- und Planungspolitik. Investitionen wie das geplante Werk in Ludwigsburg wurden auf Eis gelegt, da die Standortbedingungen nicht mehr tragbar sind.
Stihl hat der deutschen Politik ein Ultimatum gesetzt: Sollte sich bis 2030 nichts ändern, wird das Unternehmen ernsthaft darüber nachdenken, neue Produktionsstätten ins Ausland zu verlagern. Als mögliche Standorte wird die Schweiz genannt, wo geringere Bürokratie und effizientere Arbeitskosten die Produktion begünstigen.
Batterie statt Benzin: Der Wandel im Unternehmen
Stihl investiert massiv in die Entwicklung von Akku-Technologien, die mittlerweile 24 Prozent des Umsatzes ausmachen. Trotz des Wandels betont Stihl, dass der Verbrennungsmotor in bestimmten Bereichen weiterhin notwendig bleibt. „Der Sound der Motorsägen wird noch lange in den Wäldern bleiben.“ Gleichzeitig setzt das Unternehmen auf CO₂-neutrale Kraftstoffe, um die Klimabilanz seiner Produkte weiter zu verbessern.
Hoffnung auf politische Reformen
Nikolas Stihl sieht in Friedrich Merz, dem möglichen neuen Kanzler, eine Chance für Reformen. „Herr Merz versteht die Wirtschaft und hat eine klare Strategie.“ Dennoch betont er, dass nicht nur Deutschland, sondern auch die EU einen Kurswechsel brauche. Er fordert einen massiven Bürokratieabbau auf europäischer Ebene, da neue Vorschriften die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen massiv beeinträchtigen.
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Dringender Appell an die Politik
Stihl bleibt trotz der Herausforderungen optimistisch, dass Deutschland die Kurve noch kriegen kann. Sein Appell an die Regierung: „Die Zeit eilt. Deutschland steht wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand.“ Unternehmer wie er sind bereit, weiter in den Standort zu investieren, fordern aber dringend bessere Rahmenbedingungen. Die Zukunft des Wirtschaftsstandorts hängt davon ab, ob die Politik endlich handelt.
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