Die wirtschaftliche Lage beim Motorradhersteller KTM und seiner Muttergesellschaft Pierer Mobility AG spitzt sich weiter zu. Nach nur 1,5 Stunden endete am Montag die außerordentliche Hauptversammlung der Pierer Mobility AG in Munderfing – und hinterließ viele Fragen und Sorgen. Während die Teilnehmer der Versammlung die wirtschaftlichen Herausforderungen erörterten, war Unternehmenschef Stefan Pierer auffällig abwesend.
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Von zwei auf eine Schicht – KTM schrumpft sich gesund?
KTM plant eine radikale Reduktion der Produktion. Ab diesem Jahr und bis 2026 soll der Schichtbetrieb von zwei auf eine Schicht heruntergefahren werden. Gleichzeitig steht eine massive Verlagerung der Produktion nach Indien und China im Raum. Bereits jetzt arbeiten die Partner Bajaj (Indien) und CF Moto (China) eng mit KTM zusammen. Diese Strategie soll die Beschaffungskosten drastisch senken – doch zu welchem Preis? Für viele Mitarbeiter in Europa könnte dies das Aus bedeuten.
Husqvarna und Gasgas vor dem Aus?
Neben KTM stehen auch die anderen Marken des Konzerns, Husqvarna und Gasgas, auf dem Prüfstand. Beobachter spekulieren bereits, dass diese Marken mittelfristig eingestellt werden könnten, um sich voll auf KTM zu konzentrieren. „Eine Konzentration auf die Kernmarke scheint unausweichlich, um das Überleben des Unternehmens zu sichern“, erklärte KTM-Chef Gottfried Neumeister.
Fahrradgeschäft unter Druck
Auch das Fahrradgeschäft der Pierer Mobility AG wird „redimensioniert“. Zwar hat dies nichts mit der unabhängigen Marke „KTM Fahrrad“ von Carola Urkauf-Chen zu tun, doch für das Konzernsegment bedeutet dies ebenfalls eine Straffung und Umstrukturierung. Zusätzlich will das Unternehmen durch den Verkauf von Lagerüberbeständen dringend benötigtes Kapital generieren.
Kapitalerhöhung sorgt für Unmut bei Aktionären
Ein weiterer brisanter Punkt war die geplante Kapitalerhöhung um bis zu 900 Millionen Euro – verbunden mit einem Bezugsrechtsausschluss. Fast 99 Prozent der Aktionäre stimmten dafür, doch gerade die Streubesitzaktionäre zeigten sich verärgert. „Viele Kleinaktionäre hätten gerne zur Sanierung beigetragen. Der Ausschluss wirkt wie ein Schlag ins Gesicht“, kritisierte Florian Beckermann vom Interessensverband der Anleger (IVA).
Ein Hoffnungsschimmer oder nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Mit der Kapitalerhöhung sollen dringend benötigte 600 Millionen Euro eingesammelt werden, um die angestrebte Eigenkapitalquote von 30 Prozent zu erreichen. Doch ob das reicht, ist ungewiss. KTM-Sanierungsverwalter Peter Vogl erklärte: „Ohne externe Investoren wird es schwierig, die notwendigen Mittel aufzubringen.“ Der Aktienkurs der Pierer Mobility AG gab unterdessen weiter nach und notierte zuletzt bei nur noch 18,90 Euro.
Quo vadis, KTM?
Die geplanten Umstrukturierungen werfen nicht nur Schatten auf die Zukunft des Unternehmens, sondern verdeutlichen auch die prekäre Lage der gesamten Branche. Wird KTM zu einer weiteren Ikone, die in einer globalisierten Welt dem Preisdruck weichen muss? Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die strategischen Entscheidungen ausreichen, um den Traditionshersteller aus der Krise zu führen – oder ob dies das Anfang vom Ende einer Legende ist.
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