Deutschlands größte Gewerkschaft steht vor einer Herausforderung, die immer bedrohlicher wird: Der Mitgliederschwund setzt sich unaufhaltsam fort. Zum Jahreswechsel 2024/2025 zählte die IG Metall noch 2.096.511 Mitglieder – ein Rückgang um 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es noch mehr als 2,27 Millionen. Der Abwärtstrend ist offensichtlich und scheint nicht aufzuhalten.
picture alliance / Sebastian Gollnow/dpa | Sebastian Gollnow
Ursache und Wirkung: Warum die Zahlen sinken
Der Mitgliederrückgang wird von der IG Metall vor allem mit den Stellenstreichungen in der Metall- und Elektroindustrie erklärt. Tatsächlich steht die Branche unter erheblichem Druck: Energiekosten, internationale Konkurrenz und ein immer schwierigeres Geschäftsumfeld setzen die Unternehmen massiv unter Druck. Das Resultat: Arbeitsplätze verschwinden, und mit ihnen auch die Gewerkschaftsmitglieder.
Beiträge auf Rekordniveau: Ein paradoxes Bild
Doch während die Mitgliederzahlen sinken, steigen die Einnahmen. Im vergangenen Jahr erzielte die IG Metall einen Rekord bei den Beitragseinnahmen: satte 642 Millionen Euro. Hauptgrund dafür sind die Tariferhöhungen und der Anstieg der Mitglieder in höheren Gehaltsklassen. Diese Entwicklung sorgt dafür, dass die Streikkasse der Gewerkschaft so prall gefüllt ist wie nie zuvor.
«Die Streikkasse ist ordentlich gefüllt», erklärte Hauptkassiererin Nadine Boguslawski. «Das bedeutet: Wir sind jederzeit für sehr lange Streiks gerüstet.» Eine klare Ansage in Richtung der Arbeitgeber, die für Tarifverhandlungen nichts Gutes erahnen lässt.
Eine Organisation im Wandel
Trotz der prall gefüllten Kassen steht die IG Metall vor einem Dilemma: Ohne Mitglieder schrumpft der Einfluss, und die Relevanz der Gewerkschaft in einer immer schwierigeren Industrieära wird in Frage gestellt. Ein strukturelles Problem, das sich nicht allein mit Geld lösen lässt.
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