Seit 1790 steht Teufelberger für innovative Lösungen in der Seilherstellung. Doch jetzt steht das Familienunternehmen vor einer der schwersten Prüfungen seiner Geschichte: Der Bereich für Kunststoff-Verpackungsbänder meldet Insolvenz an. 186 Mitarbeiter in Wels sind betroffen – und die Zukunft des Geschäftsbereichs hängt am seidenen Faden.
picture alliance / Bildagentur-online | Sunny Celeste
Der Anfang vom Ende?
Noch im November schien eine Stabilisierung möglich, als die Nachfrage nach Verpackungsbändern leicht anstieg. Doch die Sparte, die eigentlich ein vielversprechender Wachstumsbereich war, konnte sich nicht mehr aus den roten Zahlen befreien. “Der Markt leidet aktuell an massiven Überkapazitäten”, erklärt Florian Teufelberger, Geschäftsführer des Unternehmens. Besonders osteuropäische Produzenten drücken mit Dumpingpreisen auf den Markt – ein Wettbewerb, der österreichischen Unternehmen immer härter zusetzt.
Volle Lager, leere Kassen
Die Probleme sind vielschichtig. Nach der Corona-Pandemie sind die Lager der Kunden noch immer gut gefüllt, die Nachfrage blieb aus, während die Produktionskosten weiter stiegen. Allein im letzten Jahr wurden bereits 20 Stellen abgebaut, doch der Sanierungsbedarf ging weit darüber hinaus. Die Januar-Löhne der betroffenen Mitarbeiter werden nicht mehr ausbezahlt und müssen vom Insolvenzfonds übernommen werden. „Wir wollen den Bereich restrukturieren und auf ein solides Fundament stellen“, verspricht Teufelberger. Ob das gelingt, bleibt jedoch offen.
Die Tragweite der Krise
Mit einem Gesamtumsatz von rund 300 Millionen Euro und einem hohen Auftragsbestand in den Kernbereichen Faser- und Stahlseile steht das übrige Unternehmen stabil da. Besonders der Großauftrag für die Dachkonstruktion eines Fußballstadions markiert einen historischen Erfolg. Doch die Insolvenz wirft einen Schatten auf die Innovationskraft des Traditionsunternehmens. International zeigt die Entwicklung, wie schwer es europäische Produzenten im globalen Wettbewerb haben, während in der Region hunderte Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
Wird die Politik reagieren?
Die Insolvenz von Teufelberger Strapping Solutions wirft erneut die Frage auf, wie österreichische und europäische Unternehmen gegenüber Billigproduzenten gestärkt werden können. Forderungen nach Handelsbarrieren oder gezielten Förderprogrammen werden lauter. Ohne klare wirtschaftspolitische Strategien könnten weitere Traditionsbetriebe in den Sog der Krise geraten.
Diese Entwicklungen sind ein Weckruf – für Unternehmen, Politik und Gesellschaft gleichermaßen.
Leave a comment