Die Krise der deutschen Fleischindustrie erreicht eine neue Eskalationsstufe: Das Fleischcenter Perleberg in Quitzow streicht 160 Stellen! Der traditionsreiche Betrieb, der einst für die vollständige Verarbeitung von Schweinen bekannt war, stellt seine Zerlegung ein und entlässt fast die Hälfte seiner Belegschaft. Der Grund? Steigende Kosten, sinkender Fleischkonsum und ein gnadenloser Wettbewerb.
picture alliance/dpa | Uwe Zucchi
Zerlegung eingestellt – Mitarbeiter auf der Straße
Die Umstrukturierung wurde bereits im Oktober angekündigt, doch nun ist sie Realität: 160 von ehemals 340 Beschäftigten verlieren ihren Job. Betroffen sind vor allem Mitarbeiter aus der Zerlegung, Verpackung und Logistik. Das Unternehmen will sich fortan nur noch auf die Schlachtung konzentrieren und die Schweinehälften direkt an Kunden in Deutschland und im Ausland vermarkten.
Kostenexplosion und schrumpfender Markt
Der Unternehmenssprecher Markus Eicher erklärt die drastischen Maßnahmen mit wachsenden Kosten in der Logistik. „Die Entfernungen zu unseren Zielmärkten treiben die Kosten in die Höhe. Gleichzeitig sinkt der Fleischkonsum – eine Entwicklung, die wir nicht ignorieren können“, so Eicher. Hinzu komme der massive Preisdruck in der Branche, der keine Möglichkeit lasse, steigende Kosten an Kunden weiterzugeben.
Afrikanische Schweinepest verschärft Krise
Zusätzlich leidet der Markt unter der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest, die zahlreiche kleine und mittelständische Betriebe an den Rand des Ruins treibt. Das Fleischcenter Perleberg reagiert darauf mit einer Neuausrichtung: Der Fokus liegt jetzt auf einer reinen Schlachtung mit verstärkten Qualitäts- und Herkunftszertifizierungen. Zudem strebt das Unternehmen eine Zulassung als Bio-Schlachthof an, um neue Märkte zu erschließen.
Sozialplan als letzter Rettungsanker?
Im November einigte sich die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat auf einen Sozialplan. Ursprünglich sollten 190 Mitarbeiter gehen, nun sind es 160. Geschäftsführer Ringo Beinroth spricht von einem „raschen und ergebnisorientierten Kompromiss“, der den Betroffenen immerhin eine gewisse Planungssicherheit gebe. Doch ob das reicht? Viele ehemalige Beschäftigte stehen nun vor einer ungewissen Zukunft.
Ein Weckruf für die Fleischbranche?
Die Schließung der Zerlegung in Perleberg ist nur ein weiteres Puzzlestück im Niedergang der deutschen Fleischindustrie. Immer mehr Betriebe kämpfen mit hohen Kosten, schärferen Auflagen und einem veränderten Konsumverhalten. Die Frage ist: Wann kommt der nächste Betrieb ins Straucheln?
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