Taiwan, das derzeit mit einem erheblichen Handelsüberschuss gegenüber den USA konfrontiert ist, untersucht nun die Möglichkeit, Naturgas aus Alaska zu importieren, um die wachsenden Spannungen und die Gefahr von US-Zöllen zu entschärfen. Laut Aussagen des taiwanesischen Wirtschaftsministeriums prüft das staatliche Unternehmen CPC (Chinese Petroleum Corporation) die Machbarkeit des Kaufs und zeigt Interesse an den Vorteilen, die Alaskas Geografie und die nahe gelegenen Lieferwege bieten könnten.
picture alliance / Xinhua News Agency | Zou Xunyong
Ein massiver Handelsüberschuss mit den USA
Im vergangenen Jahr stieg Taiwans Handelsüberschuss mit den USA dramatisch um 83 %, wobei die Exporte in die Vereinigten Staaten einen Rekordwert von 111,4 Milliarden US-Dollar erreichten. Besonders gefragt sind High-Tech-Produkte wie Halbleiter, die einen erheblichen Anteil an diesem Überschuss ausmachen. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump droht jedoch mit neuen Zöllen, die auf verschiedene Länder angewendet werden könnten, um die US-Wirtschaft zu stärken und die Handelsbeziehungen nach den Vorstellungen der USA zu gestalten.
Alaska als strategischer Lieferant
Die Überlegungen, Alaskas Naturgas zu importieren, sind eine Reaktion auf die angedrohten Strafzölle und die Notwendigkeit, das Handelsgleichgewicht zu korrigieren. Alaskas geographische Nähe zu Taiwan im Vergleich zu anderen großen Gaslieferanten, wie Australien oder Katar, bietet Taiwan eine logistische Vorteile. Laut dem Wirtschaftsministerium führt CPC Gespräche mit Unternehmen in Alaska, um die Lieferbedingungen zu klären. Diese Initiative könnte Taiwan nicht nur dabei helfen, die geopolitische Lage zu stabilisieren, sondern auch die Beziehungen zu den USA auf eine neue Ebene zu heben.
Taiwans LNG-Lieferungen und internationale Handelsbeziehungen
Der Großteil von Taiwans verflüssigtem Erdgas (LNG) stammt bisher aus Australien und Katar, mit einem Anteil von etwa 10 % der Lieferungen aus den USA. Diese aktuellen Verhandlungen über LNG-Lieferungen aus Alaska könnten Taiwans Energiemix diversifizieren und gleichzeitig den Handelsüberschuss mit den USA verringern – ein zentrales Anliegen in den Verhandlungen über Zölle. Besonders interessant ist auch, dass Taiwan bereits seit 2021 LNG-Lieferungen von Cheniere Energy erhält, ein US-Unternehmen, mit dem 2018 ein langfristiger Vertrag abgeschlossen wurde. Diese Lieferungen könnten die Grundlagen für zukünftige Gespräche stärken.
Handelsbilanz und Geopolitik: Der Blick auf Japan
Taiwan ist nicht das einzige asiatische Land, das seine Handelsbeziehungen mit den USA neu ausbalancieren möchte. Japan hat ebenfalls eine ähnliche Strategie verfolgt und plant in naher Zukunft, Rekordmengen an US-LNG zu importieren. Dies könnte Taiwan als Modell dienen, insbesondere da die USA ihre Energiemärkte zunehmend für ausländische Kunden öffnen. Ein weiterer Faktor, der Taiwans Überlegungen antreibt, ist die Unterstützung durch US-Präsident Trump, der Japans Schritt als Beispiel anführt, Taiwan jedoch nicht unberücksichtigt lassen will.
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