Ein bitterer Tag für Penig: Die traditionsreiche Papierfabrik, die seit 1537 Bestand hatte, wird geschlossen. 119 Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft. Das Unternehmen Schoeller Technocell hat am Dienstag die Belegschaft informiert – noch in diesem Jahr soll das Werk dichtgemacht werden.
Ein Bild der ältesten Papierfabrik der Stadt Penig
Fassungslosigkeit und Enttäuschung unter den Mitarbeitern
Die Nachricht traf die Belegschaft mit voller Wucht. “Ich muss das erst einmal sacken lassen, weiß gar nicht, wie es weitergehen soll”, sagt ein anonymer Mitarbeiter. Auch Michael Endich, seit vier Jahren in der Werkstatt, spricht von einer “riesigen Enttäuschung”. Besonders bitter: Noch ist unklar, welche sozialen Maßnahmen zur Abfederung getroffen werden. Gespräche mit dem Betriebsrat sollen in den kommenden Tagen stattfinden.
Bürgermeister kritisiert mangelnde Kommunikation
Bürgermeister André Wolf (CDU) zeigt sich entsetzt. Dass die Stadt erst am Dienstag offiziell informiert wurde, sei eine “Aufkündigung der bisherigen konstruktiven Zusammenarbeit” durch das Unternehmen. “Wir hätten unterstützen und nach Lösungen suchen können. Stattdessen trifft uns die Nachricht eiskalt”, so Wolf. Die wirtschaftliche Lage sei zweifellos schwierig, doch die plötzliche Schließung wirft Fragen auf.
Trotz Millioneninvestitionen: Keine Zukunft für den Standort
Schoeller Technocell investierte seit 1991 rund 40 Millionen Euro in Penig, zuletzt 2020 drei Millionen Euro in eine neue Rollmaschine. Dennoch ist das Werk wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Die weltweit tätige Unternehmensgruppe mit 17 Standorten und rund 3500 Mitarbeitern erzielte zuletzt einen Umsatz von 1,07 Milliarden Euro (2022). Trotzdem fiel die Entscheidung gegen den traditionsreichen Standort.
Weißenborn als nächstes Opfer?
Die Schließung in Penig könnte nur der Anfang sein. Auch im zweiten mittelsächsischen Werk in Weißenborn stehen Einschnitte bevor. Welche Konsequenzen die rund 700 Mitarbeiter dort erwarten, soll am Mittwoch verkündet werden.
Deutschland verliert seine Industrie – Wer ist nächstes?
Die Schließung der ältesten Papierfabrik Deutschlands ist nicht nur ein regionales Drama, sondern auch ein weiteres Zeichen für den industriellen Niedergang des Landes.
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