Die weltweiten Lagerbestände an Kakao sind auf ein historisches Tief gesunken, was die Schokoladenhersteller in eine prekäre Lage versetzt. In den letzten Jahren haben schlechte Ernten in den Hauptanbaugebieten, insbesondere in der Elfenbeinküste und Ghana, zu einem drastischen Rückgang der verfügbaren Kakaomengen geführt. Hinzu kommen Krankheiten wie das Cacao-Swollen-Shoot-Virus (CSSV), das in Ghana bereits 17 Prozent der Anbauflächen befallen hat. Experten warnen, dass die Kakaopreise auch 2025 auf einem hohen Niveau bleiben werden.
Kakaobohnen liegen auf der Internationale Süßwarenmesse in einem Sack.
Dramatischer Rückgang der Lagerbestände
Aktuellen Berichten zufolge sind die Kakaobestände an den großen Rohstoffbörsen in London und New York nahezu erschöpft. In London fielen die Bestände an der Intercontinental Exchange (ICE) von über 100.000 Tonnen im Vorjahr auf etwa 21.000 Tonnen in den letzten Monaten. “Das ist absolut winzig, das kleinste, was wir je gesehen haben”, kommentierte ein Branchenexperte. Auch die Lager in New York stehen unter enormem Druck.
Steigende Preise und Produktionsanpassungen
Die Verknappung hat die Preise für Kakao auf den höchsten Stand seit 50 Jahren getrieben. Anfang 2024 erreichte der Preis für eine Tonne Kakao knapp 13.000 US-Dollar, ein historischer Höchststand. Schokoladenhersteller sehen sich gezwungen, ihre Rezepturen anzupassen und vermehrt auf Ersatzstoffe zurückzugreifen, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Der Absatz von Compound-Schokolade, die weniger Kakaobutter enthält, nimmt bereits zu. Gleichzeitig sind die Preise für Schokolade im Einzelhandel stark gestiegen. Milka hat die Preise für eine Tafel bereits von 1,49 Euro auf 1,99 Euro erhöht. Auch Lindt & Sprüngli kündigte Preiserhöhungen an.
Ursachen der Krise
Neben klimatischen Veränderungen und Krankheiten, die die Kakaopflanzen befallen, tragen auch die Anbaumethoden zur aktuellen Krise bei. Der überwiegende Anbau in Monokulturen führt zu ausgelaugten Böden und erhöht die Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten. Experten warnen: “Das ist der Anfang vom Ende für den deutschen Mittelstand.” Die Hersteller versuchen, alternative Beschaffungswege zu finden. Hershey hat bereits begonnen, Kakao direkt von den Bauern zu kaufen, um unabhängiger von den großen Rohstoffbörsen zu werden.
Auswirkungen auf Verbraucher und Industrie
Für die Verbraucher bedeutet dies nicht nur höhere Preise, sondern auch Veränderungen in der Zusammensetzung ihrer Lieblingsschokolade. Die Industrie steht vor der Herausforderung, alternative Beschaffungswege zu finden und nachhaltigere Anbaumethoden zu fördern, um langfristig die Versorgung zu sichern.
Die aktuelle Kakao-Krise zeigt deutlich, wie verwundbar globale Lieferketten sind und wie dringend ein Umdenken in der Landwirtschaft notwendig ist, um zukünftige Engpässe zu vermeiden. Langfristige Lösungen könnten in der Förderung diversifizierter Anbaumethoden und der Unterstützung der Bauern vor Ort liegen, um die Resilienz gegenüber klimatischen Veränderungen und Krankheiten zu erhöhen.
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