Die deutsche Stahlindustrie steht erneut vor einer Zerreißprobe. Das Traditionswerk in Bous kämpft ums Überleben, während sich die Georgsmarienhütte Unternehmensgruppe (GMH) als Eigentümerin aus der Verantwortung zieht. Die Zukunft von 300 Mitarbeitern hängt an einem seidenen Faden.
Christian Meyer (Bündnis 90/Die Grünen), Umweltminister von Niedersachsen, geht auf dem Gelände der Georgsmarienhütte GMH Gruppe über eine Rohrbrücke
Hohe Energiekosten zwingen zur Entscheidung
Noch vor wenigen Jahren galt das Werk als wichtiger Baustein in der deutschen Schwerindustrie. Doch zuletzt sorgten exorbitante Strompreise und sinkende Nachfrage für wirtschaftliche Schieflage. Bereits 2024 wurde ein Großteil der Belegschaft in Kurzarbeit geschickt. Nun setzt GMH den nächsten drastischen Schritt: Das Werk soll verkauft werden.
„Fünffache Stromkosten – so können wir nicht konkurrieren!“
Die Worte des GMH-Chefs sind ein Weckruf für die gesamte Industrie: „Wir zahlen das Fünffache für Strom im Vergleich zu unseren Wettbewerbern in China, Indien, den USA oder der Türkei. Diese Kosten machen uns kaputt.“ Auch wenn man sich weiterhin zur Transformation hin zu “grünerem Stahl” bekennt, sei dies ohne Wettbewerbsfähigkeit schlicht nicht umsetzbar.
Industrie am Abgrund – droht die nächste Werksschließung?
Bisher gibt es keinen Käufer für das Bouser Werk. Sollte sich kein Investor finden, steht die nächste Schließung eines deutschen Stahlwerks bevor. Bereits 2023 warnte die Branche, dass die Energiepolitik zu einer massiven Deindustrialisierung führen wird. Nun bewahrheitet sich diese Befürchtung.
Was bedeutet das für Deutschland?
Die Entwicklung in Bous steht stellvertretend für das, was derzeit in der gesamten deutschen Industrie passiert. Immer mehr Unternehmen verlagern ihre Produktion oder drosseln sie massiv. Bleibt die Politik weiter untätig, wird Deutschland vom Produzenten zum bloßen Abnehmer – mit verheerenden Folgen für den Arbeitsmarkt und die Wettbewerbsfähigkeit.
Ob Bous noch eine Zukunft hat? Das liegt nun an potenziellen Investoren – und an politischen Entscheidungen, die die Industrie endlich entlasten müssen.
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