Indien sorgt erneut für Schlagzeilen in der internationalen Wirtschaftswelt. Der jüngste Steuerstreit mit Volkswagen (VW) zeigt, wie unberechenbar und geschäftsschädigend das indische System für ausländische Investoren sein kann. Die geforderte Steuernachzahlung: unglaubliche 1,4 Milliarden US-Dollar! Der Fall erinnert an frühere Steuerkonflikte mit Vodafone und Co. – und schürt massive Zweifel an der Rechtssicherheit für ausländische Unternehmen in Indien.
Eine Teilnehmerin sitzt in ihrem 1970er Volkswagen mit 1.285 cm³ Hubraum während einer Oldtimer-Rallye in Kolkata.
Rekord-Steuernachforderung: VW unter Druck
Nach 12 Jahren Untersuchung fordert die indische Regierung nun die gigantische Summe von Volkswagen. Grund: Das Unternehmen soll Einzelteile für insgesamt 14 Automodelle in separaten Sendungen importiert haben, um niedrigere Zölle zu zahlen. Statt der regulären 30 bis 35 Prozent fielen so nur 5 bis 15 Prozent an. Die indischen Behörden wittern nun Steuerhinterziehung und schlagen mit voller Härte zu.
VW reagiert mit einer Klage gegen die Forderung und spricht von einer „unmöglich hohen Summe“, die das Vertrauen ausländischer Unternehmen in den Standort Indien gefährdet. Der Vorwurf: Jahrelange Verzögerungen und Bürokratie hätten eine frühere Klärung der Sachlage verhindert.
Indien – ein unsicherer Wirtschaftsstandort?
Volkswagen ist nicht allein. Auch Maruti Suzuki, Hyundai, Honda und Toyota stehen mit insgesamt rund sechs Milliarden US-Dollar in Steuerkonflikten mit dem indischen Fiskus. Besonders brisant: Rund 70 Prozent der offenen Steuerforderungen des Landes stecken in endlosen Rechtsstreitigkeiten fest. Die Wirtschaft leidet unter dem regulatorischen Chaos.
Experten warnen: Solche langwierigen Verfahren und willkürlichen Nachforderungen könnten das Investitionsklima in Indien nachhaltig schädigen. Bereits jetzt ergreifen viele Unternehmen Vorsichtsmaßnahmen, um sich vor plötzlichen Steuerfallen zu schützen. „Solche Fälle schrecken Investoren ab“, warnt Steuerexperte Ameya Dadhich.
Wird Indien zum “Tariff King”?
Obwohl Premierminister Narendra Modi Indien als globalen Produktionsstandort etablieren will, sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Die durchschnittlichen Importzölle liegen nach einer Senkung zum 1. Februar 2025 immer noch bei 11 Prozent – höher als in China, Japan oder den USA. Für Luxusautos und vollmontierte Fahrzeuge liegen die Abgaben sogar bei 100 Prozent. Im Fall von Whisky und Wein sind es unglaubliche 150 Prozent.
Mit einem Steuerrückstand von 53 Milliarden US-Dollar, einer massiven Bürokratie und zigtausenden offenen Verfahren steht Indien vor einem gewaltigen Problem. Wenn das Land nicht bald für mehr Rechtssicherheit sorgt, könnte es seinen Status als Investitionsmagnet für globale Konzerne aufs Spiel setzen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Indien zur Werkbank der Welt oder zum Albtraum für internationale Unternehmen wird.
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