Die russische Wirtschaft steht kurz vor dem Zusammenbruch, und Präsident Wladimir Putin ist sich dessen bewusst. Trotz offizieller Angaben über ein Wirtschaftswachstum von 4,1 Prozent im Jahr 2024, hauptsächlich bedingt durch massive Militärausgaben, zeichnet sich ein düsteres Bild ab. Die Inflationsrate bleibt hoch und liegt aktuell bei über 9 Prozent. Die Lebenshaltungskosten steigen kontinuierlich: Allein im letzten Jahr sind die Preise für Grundnahrungsmittel wie Eier und Kartoffeln um bis zu 42 Prozent gestiegen. Die russische Zentralbank warnt vor einer bevorstehenden Stagflation – einer gefährlichen Mischung aus wirtschaftlicher Stagnation und Inflation.
Von der Moskwa aus sind hinter der Brücke der Kreml und das Hochhaus- und Geschäftsviertel Moskwa City (Hintergrund) zu sehen.
Sanktionen und wirtschaftliche Isolation
Die Sanktionen des Westens zeigen Wirkung: Über 1.000 westliche Unternehmen haben Russland verlassen, was zu einem Mangel an Ersatzteilen und technologischen Komponenten führt. Besonders betroffen ist die Automobilindustrie, die kaum noch westliche Fahrzeuge oder Ersatzteile importieren kann. Die Produktion in vielen Sektoren leidet unter dem Arbeitskräftemangel, da viele Russen ins Ausland geflüchtet sind oder an der Front kämpfen. Der Rubel hat seit 2014 mehr als die Hälfte seines Wertes verloren, und über 600 Milliarden US-Dollar an Devisenreserven wurden eingefroren. Die Zentralbank versucht, mit drastischen Zinserhöhungen die Lage zu stabilisieren, doch die Kreditzinsen für Unternehmen und Privatpersonen sind mittlerweile auf ein Rekordniveau von 21 Prozent gestiegen.
“Wir haben alles versucht, aber die Rahmenbedingungen lassen keine Rettung zu.”
Energieexporte nach Asien als Rettungsanker?
Die Abhängigkeit von Energieexporten nach China und Indien kann den wirtschaftlichen Niedergang nicht aufhalten. Zwar hat Russland 2024 seine Energieexporte nach Asien deutlich gesteigert, doch die Gewinne bleiben unter den Erwartungen. Indien und China kaufen russisches Öl oft zu Preisen unter dem internationalen Marktniveau, was die Einnahmen schrumpfen lässt. Während Europa offiziell ein Preislimit für russisches Erdöl von 60 US-Dollar pro Barrel verhängt hat, umgehen viele russische Exporteure diese Beschränkungen durch Scheinfirmen und falsche Transportkostenangaben.
Militärausgaben und wirtschaftliche Belastung
Gleichzeitig steigen die staatlichen Ausgaben weiter, insbesondere für das Militär. Russland gab 2024 mehr für seine Streitkräfte aus als alle europäischen NATO-Staaten zusammen: rund 462 Milliarden US-Dollar. Dies mag kurzfristig das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stützen, doch langfristig ist diese Strategie nicht tragfähig. Die russische Zentralbankchefin Elvira Nabiullina warnte bereits, dass die “wirtschaftlichen Kapazitätsgrenzen erreicht” seien.
“Das ist der Anfang vom Ende für den russischen Mittelstand.”
Auswirkungen auf die Bevölkerung
Die russische Bevölkerung spürt die Auswirkungen deutlich: Steigende Preise, sinkende Reallöhne und eine unsichere Zukunft belasten den Alltag. Zudem haben sich die Energiepreise in Russland teilweise um bis zu 250 Prozent erhöht, was selbst für viele gut verdienende Bürger eine existenzielle Bedrohung darstellt. Immer mehr Russen versuchen, ihre Ersparnisse ins Ausland zu transferieren, doch die Kapitalverkehrskontrollen der Regierung erschweren dies erheblich. Ohne grundlegende Reformen und eine Deeskalation der geopolitischen Spannungen droht der russischen Wirtschaft ein tieferer Absturz, der auch soziale Unruhen nach sich ziehen könnte.
Die zentrale Frage: Wie lange hält das System durch?
Während Putin weiterhin versucht, den Krieg zu finanzieren, stehen der Kreml und die russische Wirtschaft vor einer entscheidenden Frage: Wie lange kann das System diesen Druck noch aushalten?
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