Deutsche Exportwirtschaft vor großer Belastung
Die Bundesbank hat vor den schweren Folgen eines eskalierenden Handelsstreits zwischen Deutschland und den USA gewarnt. Besonders die von US-Präsident Donald Trump angestrebten höheren Zölle könnten die exportorientierte deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. „Protektionismus führt zu Wohlstandsverlusten in allen beteiligten Ländern. Es gibt keine Gewinner“, betonte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel bei einer Veranstaltung in Frankfurt.
Die Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt ist aktuell in einem Ausweichgebäude in der Frankfurter Innenstadt zu finden.
Laut Modellrechnungen der Bundesbank könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2027 um 1,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen als bisher prognostiziert, falls Trumps angekündigte Maßnahmen umgesetzt werden. Zwar könnte eine Abwertung des Euro die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands leicht stärken, doch wäre dies nicht ausreichend, um die negativen Effekte auszugleichen.
Die Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt ist aktuell in einem Ausweichgebäude in der Frankfurter Innenstadt zu finden.
Inflation und Arbeitsmarkt unter Druck
Ein weiteres Risiko sieht Nagel in einem möglichen Anstieg der Inflation. „Die Auswirkungen auf die Preise sind unsicher, könnten aber spürbar sein“, erklärte er. Bereits jetzt spürt der deutsche Arbeitsmarkt die Folgen der schwächelnden Wirtschaft. Die Arbeitslosenzahlen stiegen im Januar merklich, und die Nachfrage nach Fachkräften ging laut einer Umfrage des ifo Instituts zurück.
Trotz des Rückgangs der Fachkräfteengpässe – von 32 Prozent im Oktober auf 28,3 Prozent im Januar – bleibt die Lage angespannt. Der ifo-Experte Klaus Wohlrabe erklärte, dass die schwache Konjunktur diesen Rückgang überdeckt. Eine Eskalation des Handelsstreits könnte jedoch weitere Arbeitsplätze gefährden, vor allem in der Industrie, die stark vom Export in die USA abhängig ist.
Trumps geplante Zollpolitik: Eine Gefahr für alle
Trump plant, Zölle auf deutsche Produkte und Importe aus anderen Ländern um zehn Prozent zu erhöhen. Für Waren aus China könnten die Zölle sogar auf 60 Prozent steigen. Gleichzeitig sollen Zölle dort angehoben werden, wo die USA bisher niedrigere Tarife erheben als ihre Handelspartner.
Die Europäische Union (EU) hat bereits angekündigt, auf neue US-Zölle mit Vergeltungsmaßnahmen zu reagieren. Laut Experten könnte ein umfassender Handelskonflikt tausende Arbeitsplätze in Deutschland kosten und die Wirtschaft weiter belasten.
Lichtblick in der Verteidigungsindustrie?
Inmitten der angespannten Lage gibt es eine mögliche Wachstumschance im Verteidigungssektor. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schätzt, dass bis zu 200.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, sollte Deutschland die Verteidigungsausgaben von zwei auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. Dies könnte Arbeitsplätze in der Bundeswehr, im Bauwesen und in der Metallproduktion schaffen.
Die zusätzlichen Ausgaben wären jedoch eine große finanzielle Belastung, könnten aber das Wirtschaftswachstum um bis zu ein Prozent steigern, so IAB-Forscher Enzo Weber. Ob dieser Sektor jedoch die drohenden Verluste durch den Handelskonflikt ausgleichen kann, bleibt fraglich.
Fazit: Gefahr für die deutsche Wirtschaft
Die Handelskonflikte mit den USA und Trumps protektionistische Politik stellen eine erhebliche Bedrohung für die deutsche Wirtschaft dar. Neben einem möglichen Rückgang des Wirtschaftswachstums und der steigenden Inflation könnten vor allem der Arbeitsmarkt und die Industrie hart getroffen werden.
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