Ende Dezember 2024 waren in Österreich 426.012 Personen auf Jobsuche, ein Anstieg um 27.007 im Vergleich zum Vorjahresende. Davon waren 352.873 Personen arbeitslos gemeldet, während sich 73.139 in Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice (AMS) befanden. Die Arbeitslosenquote lag bei 8,3 Prozent, während die Jahresdurchschnittsquote für 2024 bei 7 Prozent lag. Im Vergleich der letzten zehn Jahre – einschließlich der Corona-Pandemie – betrug der Durchschnitt 8 Prozent.
Quelle / dpa
Steigende Arbeitslosigkeit bei Frauen und Jugendlichen
Die Arbeitslosigkeit bei Frauen stieg mit 15.095 zusätzlichen Betroffenen (+9,5 Prozent) stärker als bei Männern, bei denen 11.912 Personen (+5 Prozent) hinzukamen. Besonders betroffen waren Jugendliche unter 25 Jahren, deren Arbeitslosigkeit um 9,9 Prozent auf 67.658 Personen anstieg. Menschen ab 50 Jahren verzeichneten ebenfalls einen Anstieg um 5,9 Prozent auf 112.528 Betroffene.
Der Anstieg traf ausländische Arbeitskräfte (+10,3 Prozent) stärker als inländische (+5 Prozent). Insgesamt waren 206.547 Inländer und 146.328 Ausländer arbeitslos gemeldet. Die Rezession der letzten zwei Jahre hinterlässt weiterhin deutliche Spuren am Arbeitsmarkt.
Sektorspezifische Entwicklungen und regionale Unterschiede
Während die Bauwirtschaft aufgrund einer leichten Konjunkturerholung einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um über 5 Prozent verzeichnete, stieg die Arbeitslosigkeit in der Industrie um fast 14 Prozent. Auch der Handel war trotz positiver Umsätze im Weihnachtsgeschäft von einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um rund 10 Prozent betroffen.
Regional betrachtet traf es Oberösterreich besonders hart, wo die Zahl der Jobsuchenden um 10,8 Prozent stieg, gefolgt von Salzburg mit 8,7 Prozent. Am niedrigsten fiel der Anstieg in Kärnten mit 0,7 Prozent aus.
Herausforderungen für Jugendliche und Akademiker
Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen erreichte mit 11,4 Prozent einen hohen Stand, obwohl Österreich im europäischen Vergleich noch unter dem EU-Durchschnitt von 15,2 Prozent liegt. Besonders besorgniserregend ist die Lage bei Akademikern, deren Arbeitslosigkeit um 16,8 Prozent zunahm. Auch Menschen mit Behinderung verzeichneten einen Anstieg der Arbeitssuchenden um 13 Prozent.
Die Lehrlingssituation bleibt angespannt: Die Zahl der offenen Lehrstellen sank im Dezember 2024 um 16,9 Prozent, während die Zahl der suchenden Lehrlinge um über 20 Prozent stieg.
Beschäftigungsrekord und politische Reaktionen
Trotz der negativen Trends gab es mit 3.912.000 unselbstständig Beschäftigten einen neuen Rekord am Arbeitsmarkt, ein Plus von 11.000 im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig sank jedoch die Zahl der offenen Stellen auf 80.740.
Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) betonte die Bemühungen der Regierung und des AMS in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, durch die über 270.000 Menschen qualifiziert wurden. Kocher hob hervor, dass sich die Arbeitslosigkeit im Vergleich zu 2019 (vor der Corona-Pandemie) auf einem geringeren Niveau befindet.
Forderungen nach Reformen
AK-Präsidentin Renate Anderl und ÖGB-Vertreterin Helene Schuberth fordern von der neuen Bundesregierung verstärkte Investitionen in die aktive Arbeitsmarktpolitik. Sie betonten die Notwendigkeit eines höheren Budgets für das AMS sowie eine Anpassung des Arbeitslosengeldes an die Inflation.
Prognosen für 2025
Für das Jahr 2025 wird in Wien, wo die Arbeitslosigkeit im Dezember um 7,3 Prozent anstieg, mit keiner wesentlichen Verbesserung gerechnet. Laut AMS-Wien-Vizechefin Katharina Luger könnte sich das Tempo des Anstiegs jedoch in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen.
Während der produzierende Sektor und die Industrie weiter unter Druck stehen, betonen Wirtschaftskammer und Arbeitsmarkt-Experten die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch kritisierte die Regierung scharf und bezeichnete die Entwicklungen als Folge einer “Elendsregierung”.
Die österreichische Politik steht vor der Herausforderung, den Arbeitsmarkt stabil zu halten und langfristige Lösungen für die anhaltenden Probleme zu finden.
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