Frankreich schlägt Alarm
Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau warnt eindringlich: Die französische Wirtschaft steht mit dem Rücken zur Wand. In einer Neujahrsansprache forderte er die Europäische Zentralbank (EZB) auf, die Leitzinsen zügig von 3 auf 2 Prozent zu senken. Nur so könne die schwächelnde Wirtschaft wieder gestützt werden. Villeroy plädiert für eine Fortsetzung des bisherigen Tempos der Zinssenkungen, das seit Juni 2024 viermal umgesetzt wurde. Doch innerhalb der EZB gibt es erheblichen Widerstand, vor allem aus Deutschland.
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Deutschland bremst ab
Isabel Schnabel, die deutsche Vertreterin im EZB-Vorstand, warnt vor einem überstürzten Vorgehen. Ihrer Ansicht nach hat die EZB die Leitzinsen bereits nahe an das neutrale Niveau gesenkt, das die Wirtschaft weder anschiebt noch bremst. Kurz vor Weihnachten äußerte sie, die derzeitige Geldpolitik befinde sich „möglicherweise bereits im neutralen Bereich“. Sie fordert, Zinssenkungen nur „graduell“ vorzunehmen und nicht bei jeder Sitzung über eine Senkung zu entscheiden, um Stabilität zu gewährleisten.
Inflation bleibt ein kritischer Faktor
Die Inflation in der Euro-Zone sorgt für zusätzliche Spannungen. Im Dezember stieg sie zum dritten Mal in Folge und liegt nun bei 2,4 Prozent. Besonders die Kosten für Dienstleistungen bleiben mit 4,0 Prozent auf einem hohen Niveau. Während Frankreich auf schnelle Entlastung drängt, sieht Deutschland die Gefahr, dass überhastete Zinssenkungen die Inflation weiter anheizen könnten. Italiens EZB-Direktor Piero Cipollone hingegen hält dagegen: Die EZB dürfe sich „nicht über die Maßen gegen mögliche künftige Inflationsschocks absichern“, erklärte er in einem Interview.
Ein Machtkampf mit weitreichenden Folgen
Die Uneinigkeit im EZB-Rat könnte massive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Stabilität in Europa haben. Während Frankreich eine schnelle Lösung fordert, um die Wirtschaft zu retten, warnt Deutschland vor langfristigen Schäden durch übereilte Zinssenkungen. Sollten sich die französischen Forderungen durchsetzen, drohen laut Experten Inflationsraten von bis zu fünf Prozent. Europa steht vor einer Zerreißprobe – die kommenden Monate könnten entscheidend für die wirtschaftliche Zukunft des Kontinents sein.
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