Die Aktien von Siemens Energy stehen erneut unter Druck. Am Donnerstagmorgen fiel der Kurs auf 50,80 Euro, ein Minus von 2,72 Prozent. Grund für den erneuten Vertrauensverlust sind massive technische Probleme, die zur Stilllegung von 51 Windkraftanlagen in Schweden führten.
picture alliance/dpa | Matthias Balk
Windpark-Ausfall: Schwedens drastische Reaktion
Ein erneuter Bruch eines Rotorblattes zwang die Betreiber eines schwedischen Windparks, 51 Anlagen des Typs Onshore 5.X stillzulegen. Diese Windkraftanlagen, entwickelt von der inzwischen vollständig übernommenen Siemens-Tochter Siemens Gamesa, waren bereits zuvor durch ähnliche Probleme negativ aufgefallen. Siemens Energy hatte dieses Modell aus dem Vertrieb genommen, um die Mängel zu beheben. Doch die jüngsten Vorfälle verdeutlichen das volle Ausmaß der technischen Schwierigkeiten.
„Das ist ein Rückschlag, den wir uns in dieser Form nicht leisten können“, kommentierte ein Insider aus Unternehmenskreisen.
Milliardenkosten durch Qualitätsprobleme
Die Konsequenzen der technischen Mängel sind immens: Siemens Energy rechnet mit Kosten von rund 1,6 Milliarden Euro zur Behebung der Probleme bei den Onshore-Plattformen 4.X und 5.X. Im Offshore-Bereich kommen weitere 600 Millionen Euro hinzu, bedingt durch gestiegene Produktionskosten und Anlaufschwierigkeiten. Diese Belastungen treffen ein Unternehmen, das für das Geschäftsjahr 2023 bereits mit einem Verlust von 4,5 Milliarden Euro nach Steuern rechnet. Trotz dieser Hiobsbotschaften betont Siemens Energy, dass die Finanzlage mit liquiden Mitteln in Höhe von 4,3 Milliarden Euro weiterhin stabil sei.
Task Force soll die Krise meistern
Um die Qualitätsprobleme in den Griff zu bekommen, hat Siemens Energy eine Task Force eingerichtet. Unterstützt wird das Team von der renommierten Beratungsgesellschaft AlixPartners. Zudem hat das Unternehmen entschieden, bestimmte Drittanbieter von weiteren Lieferungen auszuschließen. Auf einem geplanten Kapitalmarkttag im November sollen konkrete Strategien und Maßnahmen vorgestellt werden, um das Windgeschäft wieder auf Kurs zu bringen.
Herausforderungen der Windenergiebranche
Die Probleme von Siemens Energy sind jedoch kein Einzelfall. Die gesamte Windenergiebranche kämpft mit steigenden Material- und Beschaffungskosten sowie anhaltenden Lieferkettenproblemen. Langwierige Genehmigungsverfahren und ein intensiver Preiskampf setzen Unternehmen wie Siemens Energy zusätzlich unter Druck. Schweden, ein Vorzeigemarkt für Windenergie, steht beispielhaft für die Herausforderungen, die durch technische Defizite und wirtschaftliche Unsicherheiten entstehen.
Ein Weg aus der Krise?
Siemens Energy steht vor einer wegweisenden Phase. Technische Lösungen für die aktuellen Probleme sind zwingend erforderlich, um das Vertrauen der Kunden und Anleger zurückzugewinnen. Gleichzeitig fordert die Branche von Politik und Wirtschaft schnellere Genehmigungsverfahren und eine stabilere Infrastruktur, um die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich zu bewältigen. Die kommenden Monate werden entscheiden, ob Siemens Energy als Vorreiter oder Verlierer aus dieser Krise hervorgeht.
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