Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab: Bosch-Chef Stefan Hartung stellt die Belegschaft auf weitere Sparrunden ein. Der Stuttgarter Automobilzulieferer steht vor massiven Veränderungen, die bis ins Jahr 2030 reichen. Doch welche Konsequenzen hat das für die Mitarbeiter?
picture alliance/dpa | Matthias Balk
Der Umbruch der Autoindustrie
Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung machte Hartung deutlich: „Es wird weitere Sparprogramme geben – einfach deswegen, weil bis 2030 noch einmal eine große Verschiebung im Bereich des Antriebsmixes im Automobilbau auf uns zukommt.“ Diese strukturellen Veränderungen erfordern harte Einschnitte. Besonders betroffen: Die Zuliefersparte, die das Rückgrat des Unternehmens bildet.
Bis zu 12.000 Arbeitsplätze sollen weltweit wegfallen, allein in Deutschland stehen 7.000 Stellen auf der Kippe. Für Bosch-Mitarbeiter ein Schock, wie auch die Proteste der letzten Wochen zeigen. Hartung zeigt zwar Verständnis, bleibt aber konsequent: „Entscheidend ist, dass wir uns am Ende zusammensetzen und einen Weg finden.“
Sinkende Nachfrage und E-Auto-Krise
Die schwächelnde Konjunktur und die maue Nachfrage nach Elektroautos setzen Bosch massiv unter Druck. Während weltweit Subventionen für die Autoindustrie sprudeln, stehen europäische Hersteller zunehmend mit dem Rücken zur Wand. Hartung warnt: „Es ist gefährlich, wenn Automobilhersteller in Europa Strafen zahlen müssen, während andere Länder ihre Unternehmen massiv unterstützen.“
Besonders umstritten ist das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035. Hartung spricht Klartext: „Ein hartes Verbot wird auf der Konsumentenseite große Verwerfungen nach sich ziehen. Wir brauchen eine grundlegende Revision der Abgas-Regeln.“
Betroffene Standorte und Bereiche
Besonders betroffen von den Sparmaßnahmen sind der Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions mit bis zu 3.500 Stellen sowie das Werk in Hildesheim mit 750 und der Standort Schwäbisch Gmünd mit 1.300 gefährdeten Arbeitsplätzen. Zudem plant Bosch, die Arbeitszeiten von rund 10.000 Beschäftigten zu reduzieren, was zu Gehaltseinbußen von bis zu 15 Prozent führen kann.
Reaktionen der Arbeitnehmervertretungen
Die geplanten Maßnahmen stoßen auf heftigen Widerstand seitens der Arbeitnehmervertretungen. Frank Sell, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, kritisiert die Pläne scharf und betont, dass sie das Vertrauen in die Geschäftsführung schwinden lassen und große Verunsicherung unter den Mitarbeitern hervorrufen. Die IG Metall kündigte an, Protestaktionen zu organisieren und schließt auch Streiks nicht aus, um gegen den Stellenabbau vorzugehen.
Der Preis für den Wandel
Für Bosch und die deutsche Automobilindustrie steht viel auf dem Spiel. Die Transformation hin zu Elektromobilität und neuen Antriebskonzepten ist ein Kraftakt – und die Folgen sind jetzt schon spürbar. Proteste, Jobabbau und die wachsende Unsicherheit bei den Beschäftigten zeichnen ein Bild des Umbruchs.
Handlungsbedarf für Politik und Wirtschaft
Die Zukunft der deutschen Automobilbranche hängt nicht nur an der Innovationskraft der Unternehmen, sondern auch an den Rahmenbedingungen, die Politik und Wirtschaft setzen. Subventionen, fairere Wettbewerbsvoraussetzungen und eine kluge Regulierung sind jetzt gefragt, um die Industrie und ihre Mitarbeiter vor einem Kollaps zu bewahren. Die Zeit drängt, denn für viele Beschäftigte ist klar: „Das ist der Anfang vom Ende.“
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