Kleine Filialen: Ein Auslaufmodell
Die MTH-Gruppe, Eigentümer von Libro und Pagro, plant drastische Veränderungen in ihrem Filialnetz. Von derzeit 180 Standorten könnten in diesem Jahr 34 geschlossen werden. Die betroffenen Standorte gelten als “zu klein” und wirtschaftlich unrentabel. “Die Struktur stammt aus einer Zeit, als Libro noch ein Großverteiler für Entertainmentprodukte war”, erklärt Konzerneigentümer Martin Waldhäusl. Rund 120 Mitarbeiter könnten ihre Arbeitsplätze verlieren – eine Nachricht, die für Unruhe sorgt.
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Pagro expandiert, Libro schrumpft
Während Libro massiv Federn lässt, verzeichnet Pagro ein deutliches Wachstum. Die Anzahl der Pagro-Märkte wurde von 90 auf 160 erhöht. “Wir verdienen mit Pagro weiterhin gut”, sagt Waldhäusl und hebt die strategische Verschiebung hin zu profitableren Standorten hervor. Ein Ende der Vertriebsschiene Libro sei dennoch nicht geplant, betont der Konzern. Ziel sei es, die Angebote beider Marken zu stärken und auf profitable Geschäftsfelder zu fokussieren.
Ertragsrückgang: Die Krise hinterlässt Spuren
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen der gesamten Branche zu schaffen. Personal- und Mietkosten steigen, während der Spielraum für Preiserhöhungen begrenzt bleibt. Dies spiegelt sich in den Zahlen wider: Der Umsatz der MTH-Gruppe belief sich im Wirtschaftsjahr 2023/24 auf 308 Millionen Euro. Doch die Erträge schrumpften von 14 auf 6 Millionen Euro, der Cashflow brach von 33 auf 5 Millionen Euro ein. „Wir müssen die Struktur an die Realitäten anpassen“, so Waldhäusl.
Rückzug aus Deutschland
Der Rückzug aus dem deutschen Einzelhandel ist ein weiterer Einschnitt. Die Diskontkette Pfennigpfeiffer mit 84 Filialen wird an den Konkurrenten Tedi verkauft. Mit der Marke Mäc Geiz bleibt die Gruppe jedoch weiterhin auf dem deutschen Markt vertreten. Diese Kette umfasst knapp 250 Standorte und gilt als strategischer Schwerpunkt. In der Schweiz ist die MTH-Gruppe mit der Office World Group AG präsent, zu der Marken wie Office World, Iba und Tramondi gehören. Der Fokus liegt dort auf Gewerbekunden, wobei der Online- und Gewerbeumsatz 90 % ausmacht.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die Entscheidungen der MTH-Gruppe werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen im Einzelhandel. Sinkende Erträge, steigende Kosten und veränderte Kundenbedürfnisse zwingen Unternehmen dazu, ihre Strategien zu überdenken. Die Schließung weiterer Filialen dürfte nicht nur die betroffenen Mitarbeiter, sondern auch die treuen Kunden von Libro hart treffen.
“Die gesamte Branche steht unter Druck. Wir haben alles versucht, aber die Rahmenbedingungen lassen keine andere Wahl”, resümierte Waldhäusl. Es bleibt abzuwarten, ob die strategische Neuausrichtung ausreicht, um den wirtschaftlichen Erfolg langfristig zu sichern. Die MTH-Gruppe zeigt sich jedoch zuversichtlich, durch die Neuausrichtung der Marken Libro und Pagro sowie den Fokus auf profitablere Geschäftsfelder ihre Marktposition behaupten zu können.
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