Die wirtschaftliche Lage in Deutschland hat ein weiteres Traditionsunternehmen getroffen. Die Deutz AG, einer der weltweit führenden Hersteller von Motoren, plant, Hunderte Arbeitsplätze zu streichen, um die Kosten zu senken und sich neu aufzustellen.
picture alliance/dpa | Henning Kaiser
“Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein”
Deutz-CEO Sebastian Schulte gab bekannt, dass im Rahmen der geplanten Restrukturierung bis zu 200 Stellen wegfallen sollen. Besonders betroffen sei der Bereich Forschung und Entwicklung, wo laut Schulte „keine weiteren Entwicklungsaufgaben für Verbrennungsmotoren“ anstehen. „Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein und Prioritäten setzen, wenn wir langfristig erfolgreich bleiben wollen.“
Milliardenumsatz schrumpft – jetzt weitere Einschnitte
Obwohl Deutz im Jahr 2024 einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro erzielte, ist dieser im Vergleich zu den 2,1 Milliarden Euro des Vorjahres deutlich gesunken. Bereits im letzten Jahr hatte das Unternehmen durch natürliche Fluktuation und den Verzicht auf Neubesetzungen rund 350 Stellen abgebaut. Doch die aktuellen Einsparungen von weiteren 30 Millionen Euro zeigen, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen weiter zunehmen.
Zusätzlich hat Deutz bereits im vierten Quartal 2024 an deutschen Standorten Kurzarbeit eingeführt, um kurzfristig Kosten zu senken. Dies betrifft unter anderem das Wellenzentrum in Köln sowie das Werk im spanischen Zafra. Dadurch sollen Einsparungen von 10 bis 15 Millionen Euro allein im vierten Quartal erzielt werden.2
Eine gute Perspektive für unseren Standort”
Neben den Einschnitten gibt es aber auch Lichtblicke. Der Standort in Köln-Porz soll von einer erweiterten Zusammenarbeit mit Daimler profitieren. Ab 2029 wird dort die Endmontage eines neuen mittelschweren Motors erfolgen. Schulte sieht hierin eine Chance: „Das sichert die Auslastung unseres Werks in Porz und schafft eine langfristige Perspektive.“
Die Schattenseite der Transformation
Dennoch bleibt die Zukunft vieler Mitarbeiter ungewiss. Besonders in Köln-Kalk, wo die Fertigung von Kurbelgehäusen bis Ende 2026 eingestellt wird, blicken rund 100 Beschäftigte einer unsicheren Zukunft entgegen. Zwar plant das Unternehmen, diese Mitarbeiter an anderen Standorten in Köln weiterzubeschäftigen, doch die Sorgen über den Arbeitsplatzabbau bleiben bestehen.
Im langfristigen Kontext plant Deutz, bis 2028 den Umsatz auf 3,2 bis 3,4 Milliarden Euro zu steigern, mit einer angestrebten bereinigten EBIT-Marge von acht bis neun Prozent. Bis 2030 wird ein Umsatz von rund vier Milliarden Euro angestrebt. Wachstumspotenzial sieht das Unternehmen insbesondere im margenstarken Service-Geschäft, das bis 2030 auf eine Milliarde Euro Umsatz wachsen soll, sowie im neuen Energie-Bereich, der durch die Übernahme des US-Anbieters Blue Star Power Systems gestärkt wurde.
Politische Rahmenbedingungen unter Druck
Die Entwicklungen bei der Deutz AG werfen erneut ein Schlaglicht auf die schwierigen Rahmenbedingungen für deutsche Unternehmen. Branchenexperten und Gewerkschaften kritisieren die aktuelle Politik, die Unternehmen zusätzlich belastet. Die Transformation hin zu klimaneutralen Technologien ist wichtig, doch die Geschwindigkeit und die damit verbundenen Kosten könnten viele Unternehmen überfordern.
Forderung nach klaren Perspektiven
Die Deutz AG hat ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 soll der Umsatz verdoppelt werden. Doch dieses Ziel ist ambitioniert. Um nicht nur zu überleben, sondern auch zu wachsen, braucht es mehr als interne Umstrukturierungen. Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam Rahmenbedingungen schaffen, die Unternehmen stärken und Arbeitsplätze sichern.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Deutz AG ihren Platz in der deutschen Industrie behaupten kann – oder ob ein weiteres Kapitel deutscher Industriegeschichte endet.
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