Tausende Anleger in Deutschland erleben gerade einen finanziellen Albtraum. Die Deutsche Grundbesitz Holding AG (Degag), einst gefeierter Stern am Himmel der Immobilienbranche, hat Insolvenz angemeldet. Betroffen sind mehr als 6.300 Anleger, die insgesamt rund 282 Millionen Euro in die Firma investiert haben. Wird ihr Geld jemals wieder auftauchen?
picture alliance / Hauke-Christian Dittrich | Hauke-Christian Dittrich
Das Aus für eine Branche?
Degag-Vorstand Bernd Klein erklärt: „Die Insolvenz war unvermeidlich, da notwendige Zahlungen wie Steuerverbindlichkeiten, Provisionen und andere Forderungen nicht mehr geleistet werden konnten.“ Der Plan: Mit der Insolvenz soll die Verwertung der Immobilien so geordnet wie möglich ablaufen, um zumindest einen Teil der Gläubigeransprüche zu bedienen. Doch schon jetzt ist klar: Viele Anleger stehen vor einem Trümmerhaufen.
Besonders brisant: Anleger hatten über sogenannte nachrangige Genussrechte investiert, ein Finanzierungsmodell mit hohen Renditeversprechen – und ebenso hohen Risiken. Als die Degag im Dezember 2024 die Auszahlungen unter Verweis auf die drohende Insolvenz stoppte, hätte man bereits ahnen können, dass das Unheil seinen Lauf nimmt.
Kein Lichtblick in Sicht
Die Pleite der Degag betrifft nicht nur die Muttergesellschaft, sondern zieht auch Tochterunternehmen mit in den Abgrund. So meldete die Degag Bestand und Neubau 1 GmbH ebenfalls Insolvenz an, ein Unternehmen, das rund 2.900 Anleger und Investitionen von etwa 164 Millionen Euro verwaltet. Zwei weitere Tochtergesellschaften, die Degag WI8 GmbH und die Degag Kapital GmbH, stehen ebenfalls auf der Kippe und könnten die Katastrophe noch verschlimmern. Sollten auch diese Firmen Insolvenz anmelden, würde das Volumen der betroffenen Investitionen auf über 280 Millionen Euro steigen.
„Kauf von Leerstand ist meine Leidenschaft“ – ein geplatzter Traum?
Gegründet wurde die Degag von Immobilieninvestor Birger Dehne, der mit dem Slogan „Kauf von Leerstand ist meine Leidenschaft“ bekannt wurde. Das Konzept: sanierungsbedürftige Wohnimmobilien kaufen, modernisieren und gewinnbringend weiterverkaufen. 2021 verkaufte Dehne 50 Prozent der Firmenanteile an einen kanadischen Investor und zog sich weitgehend aus dem operativen Geschäft zurück. Seitdem scheint das Unternehmen den Fokus verloren zu haben.
Laut Stiftung Warentest gab es frühzeitig Warnzeichen. Bereits im August 2024 setzte die Verbraucherschutzorganisation die Degag auf ihre Warnliste. Kritikpunkte: mangelnde Transparenz und Verstöße gegen gesetzliche Publikationspflichten. Anleger schützten sich oft nicht ausreichend vor den Risiken.
Opfer eines maroden Systems
Die Insolvenz zeigt wieder einmal, wie anfällig renditeorientierte Anlageformen sind, wenn Rahmenbedingungen, wie steigende Zinsen oder der Rückgang von Immobilienwerten, ins Wanken geraten.
Der Insolvenzverwalter wird in den kommenden Wochen die Aufgabe haben, die finanziellen Zusammenhänge aufzuarbeiten und mögliche Gläubigerforderungen zu sichern. Ob die Anleger jedoch jemals ihre Einlagen zurückerhalten, steht in den Sternen.
Für viele wird das Jahr 2025 als schwarzer Wendepunkt in Erinnerung bleiben – ein Mahnmal für die Gefahren, die in undurchsichtigen Finanzmodellen lauern.
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