In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Einkünfte der 0,1 % der reichsten Haushalte in Deutschland mehr als verdoppelt. Zwischen 2003 und 2022 stiegen ihre Einnahmen um erschreckende 119 %, während die Einkünfte der unteren 90 % der Bevölkerung nur um 39 % zulegten. Das verdeutlicht den immer größer werdenden Graben zwischen den Wohlhabenden und dem Rest der Gesellschaft.
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Die Reichsten profitieren vor allem von Kapitalerträgen wie Dividenden und Immobiliengewinnen – ein System, das das klassische Einkommensmodell aus Löhnen und Gehältern in den Schatten stellt.
Reich durch Kapital, nicht durch Arbeit
Der dramatische Anstieg des Wohlstands der oberen 0,1 % ist ein Resultat ihrer Einkommensstruktur. Im Gegensatz zu den meisten Deutschen, deren Einkommen zu 63 % aus Löhnen stammt, erzielen die Reichen rund 47 % ihrer Einkünfte aus Kapitalgewinnen, etwa durch Aktiengewinne oder Immobilienverkäufe. Ein weiteres bemerkenswertes Detail: Die durchschnittlichen Jahreseinkommen der 0,1 % übertreffen mittlerweile 1 Million Euro – mehr als das 30-fache des durchschnittlichen Einkommens der restlichen Bevölkerung.
Ein Markt im Aufwind: Finanzwerte und Immobilienpreise steigen
Die letzten Jahre waren von einem Boom an den Finanzmärkten geprägt. Insbesondere der Wert des DAX und der Immobilienpreise stiegen rasant an und trugen so zu einem massiven Vermögenswachstum bei. Diese Entwicklung ist nicht nur ein deutsches Phänomen: Auch in den USA hat sich die Schere zwischen arm und reich weit geöffnet, da die Wohlhabenden in hohem Maße von der Aufwertung ihrer finanziellen Vermögenswerte profitierten.
Weniger Steuern für die Reichen – Ein System im Umbruch
Das Problem der Einkommensungleichheit wird zusätzlich durch ein ungleiches Steuersystem verstärkt. Obwohl die obersten 0,1 % der Einkommenssteuerzahler fast 13 % des gesamten Steueraufkommens beisteuern, ist die Steuerbelastung für diese Haushalte in den letzten Jahren gesenkt worden. Der durchschnittliche Steuersatz der Reichen sank von 29,3 % im Jahr 2003 auf 25,7 % im Jahr 2022. „Die Progressivität der Besteuerung ist in den letzten Jahren deutlich gesunken“, so die Kritik von Steuerexperten.
Der Ruf nach einer stärkeren Besteuerung der Superreichen
Die sinkende Steuerlast für die Wohlhabenden und die zunehmende Einkommenskluft stellen die deutsche Politik vor eine Herausforderung. Der Ruf nach einer stärkeren Besteuerung der Superreichen wird immer lauter, auch wenn noch keine konkreten Maßnahmen zur Umsetzung vorliegen.
Fazit: Handlungsbedarf für die Politik
Die wachsende Kluft zwischen den Superreichen und der breiten Bevölkerung stellt eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderung dar. Es bedarf einer stärkeren Besteuerung der Reichen sowie gezielterer politischer Maßnahmen, um die soziale Ungleichheit zu verringern und das Wirtschaftssystem nachhaltig zu stabilisieren. Der Zeitpunkt für ein Umdenken in der deutschen Steuerpolitik ist jetzt.
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