Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), sorgt mit seiner Forderung nach einer Rückkehr zur 40-Stunden-Woche für Aufsehen. In einer jüngsten Stellungnahme äußerte er die Ansicht, dass die deutsche Wirtschaft produktiver werden müsse. Dabei kritisierte Dulger, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit im Jahr 2023 lediglich bei 34,3 Stunden lag. „Wenn wir in Deutschland so viele Beschäftigte haben wie nie zuvor, müssen diese auch mehr arbeiten, um mit der steigenden Zahl an Arbeitnehmern auch die Wirtschaftskraft aufrechtzuerhalten“, erklärte Dulger.
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Produktivitätsprobleme im internationalen Vergleich
Dulger verglich Deutschland mit anderen OECD-Staaten und stellte fest, dass das Land im internationalen Vergleich in puncto Arbeitszeit und Produktivität zurückliegt. Deutschland schaffte es 2022 nur auf 1.031 geleistete Arbeitsstunden jährlich – weniger als viele andere industrialisierte Länder, mit Ausnahme von Frankreich und Italien. Besonders auffällig ist der Rückstand gegenüber Ländern wie den USA und Südkorea, die erheblich mehr Arbeitsstunden leisten und trotzdem bessere Wachstumszahlen erzielen. Laut Dulger ist es daher unumgänglich, die Arbeitszeiten zu verlängern, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern.
Kritik und alternative Perspektiven
Diese Forderung stößt jedoch auf erhebliche Kritik. Arbeitszeitverlängerung alleine sei nicht die Lösung, argumentieren Experten. Vielmehr gehe es darum, die Produktivität durch technologische Innovationen, bessere Arbeitsorganisation und flexible Arbeitszeitmodelle zu steigern. Auch in den vergangenen Jahren hätten Unternehmen durch smarte Prozesse und Automatisierung hohe Produktivitätsgewinne erzielt, ohne dass eine Verlängerung der Arbeitszeiten notwendig gewesen wäre. Führende Arbeitsmarktexperten betonen, dass eine bessere Work-Life-Balance und flexiblere Arbeitsmodelle langfristig einen höheren Erfolg versprechen.
Die Forderung nach mehr Effizienz und Anreizen für Überstunden
Dulger geht noch weiter und fordert konkrete Maßnahmen wie eine Senkung der Lohnzusatzkosten und stärkere Anreize für Überstunden. „Arbeit muss sich wieder lohnen. Dafür muss es Möglichkeiten geben, von Überstunden und Mehrarbeit auch finanziell zu profitieren“, erklärte der BDA-Präsident. Gleichzeitig betonte er, dass in Deutschland viele Unternehmen noch viel Potenzial für eine höhere Arbeitszeitnutzung hätten, insbesondere in Branchen wie der Industrie und IT.
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