Die europäische Satellitenindustrie taumelt – und das liegt nicht nur an steigenden Zinsen. Während der US-Gigant Starlink mit über 6000 aktiven Satelliten den Weltmarkt dominiert, kämpfen die europäischen Konkurrenten Eutelsat und SES ums Überleben. Die jüngsten Entwicklungen zeigen: Das Rennen um die globale Satellitenkommunikation wird gnadenlos entschieden – und Europa droht zu verlieren.
picture alliance / ZUMAPRESS.com | Jennifer Briggs
Starlink zieht Kunden an – Eutelsat verliert Aufträge
Ein harter Schlag für Eutelsat: Die französische Fluggesellschaft Air France entschied sich 2024 gegen das heimische Unternehmen und für eine Kooperation mit Starlink. Das Signal ist eindeutig – die Konkurrenz aus den USA bietet nicht nur bessere Konditionen, sondern auch eine ausgereiftere Technologie. Eutelsat versuchte noch, mit dem Kauf des britischen Unternehmens OneWeb Fuß zu fassen. Doch das Projekt droht zu scheitern: OneWeb rutschte in die Zahlungsunfähigkeit, und bisher sind gerade einmal 600 der geplanten Satelliten im Orbit.
Analysten schlagen Alarm – Europas Satellitenbranche in der Krise
Die Ratingagentur Moody’s hat Eutelsat bereits abgestraft. Ende Januar wurde das Unternehmensrating auf B2 gesenkt – eine Einstufung, die hohe Risiken widerspiegelt. Die Hauptprobleme: gesunkene Gewinnprognosen, steigender Wettbewerb und ein enormer Refinanzierungsbedarf bis 2027. Das zeigt sich auch in den Finanzkennzahlen: Während Eutelsat 2020 noch Anleihen zu 1,5 Prozent Zinsen platzieren konnte, musste das Unternehmen 2024 bereits 9,75 Prozent bieten. Ein dramatischer Anstieg, der die angespannte Lage verdeutlicht.
Auch SES in Schwierigkeiten – Schuldenberg wächst
Nicht nur Eutelsat kämpft mit finanziellen Problemen. Auch SES aus Luxemburg gerät immer tiefer in die Schuldenfalle. Das Unternehmen hat aktuell 5,7 Milliarden Euro an Anleihen im Umlauf, während die Gewinne ausbleiben. Zuletzt erzielte SES 2021 einen Gewinn – seither geht es nur noch bergab. Die steigenden Finanzierungskosten und der wachsende Konkurrenzdruck setzen dem Unternehmen weiter zu.
Hoffnung aus Brüssel – Kann IRIS2 Europas Satelliten retten?
Ein letzter Strohhalm für Europas Satellitenindustrie könnte das EU-Projekt IRIS2 sein. Diese von der EU finanzierte Satellitenkonstellation soll durch den Industrieverbund Spacerise aufgebaut werden – mit Beteiligung von SES, Eutelsat und dem spanischen Hispasat. Ziel ist es, eine europäische Alternative zu Starlink und dem geplanten Amazon-Projekt Kuiper zu schaffen. Doch ob dieses Vorhaben schnell genug umgesetzt wird, um die wankenden Konzerne zu stabilisieren, bleibt fraglich.
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