Die nächste Hiobsbotschaft für die deutsche Automobilindustrie ist da: Bertrandt zieht den Stecker in Nufringen. 130 Arbeitsplätze verschwinden – und das ist nur der Anfang. Der Entwicklungsdienstleister, einst ein Pfeiler der Fahrzeuginnovation, setzt radikal den Rotstift an. Bis zu 1200 Stellen sollen bundesweit abgebaut werden. Der Grund? Einbrüche in der Auftragslage – ein Symptom der kriselnden Automobilbranche.
Der Firmensitz der Bertrandt AG aufgenommen am 20.08.2013 in Ehningen (Baden-Württemberg)
Standortschließung trotz angekündigter Aufträge
Verzweifelte Proteste der Belegschaft und selbst drei Einigungsstellen-Termine mit der IG Metall konnten Bertrandt nicht umstimmen. Der Standort Nufringen wird bis März dichtgemacht – obwohl bereits Prüfaufträge von Mercedes-Benz und Porsche für die kommenden Monate vorlagen. “Die Zeit hätte mit Kurzarbeit überbrückt werden können”, sagt Detlef Schwoon von der IG Metall Stuttgart. Doch das Unternehmen ließ sich nicht überzeugen. Nun geht es nur noch um Schadensbegrenzung: Ein Sozialplan soll her.
Wolfsburg besonders betroffen: 600 Stellen vor dem Aus
Nicht nur Nufringen trifft es hart. Der Standort Tappenbeck bei Wolfsburg, eng mit Volkswagen verzahnt, erlebt eine noch drastischere Schrumpfung: Von den etwas über 2400 Stellen könnten bis zu 600 wegfallen. Kurzarbeit ist dort bereits Alltag. Die IG Metall warnt: “Bertrandt ist viel zu stark von der Autoindustrie abhängig. Das rächt sich jetzt.”
Schwindende Aufträge, wachsende Verluste
Das Drama spiegelt sich in den Zahlen wider. Bertrandt steigerte im Geschäftsjahr 2023/2024 zwar noch den Umsatz um 2,5 % auf 1,9 Milliarden Euro, doch die zweite Jahreshälfte zog das Unternehmen in die roten Zahlen. Das Betriebsergebnis: ein herber Verlust von 98 Millionen Euro. Im Vorjahr standen noch 50 Millionen Euro Gewinn in den Büchern.
Die deutsche Automobilbranche taumelt weiter
Die Schließung von Nufringen ist nicht nur ein Schlag für die betroffenen Mitarbeiter, sondern ein weiteres Alarmsignal für die gesamte Automobilwirtschaft. Während China und die USA in neue Technologien investieren, stolpert Deutschland von einer Krise in die nächste. Der Strukturwandel ist längst Realität – doch statt ihn aktiv zu gestalten, bleibt nur das Prinzip Hoffnung.
Die Frage bleibt: Wann wacht die Politik endlich auf?
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