Der deutsche Energiekonzern Steag hat angekündigt, seinen 51-prozentigen Anteil an İskenderun Energy zu verkaufen und damit die Türkei zu verlassen. Dieser Schritt reiht sich in eine wachsende Liste deutscher Unternehmensabgänge aus der Türkei ein, wie Bloomberg berichtet.
Steag, das 1,5 Milliarden US-Dollar in das Sugözü-Kohlekraftwerk investierte, strebt Berichten zufolge einen Verkaufspreis von rund 600 Millionen US-Dollar für seinen Mehrheitsanteil an. Das Kraftwerk, mit einer Kapazität von 1.320 Megawatt, zählt zu den größten Kohlekraftwerken der Türkei und deckt etwa 3 Prozent des nationalen Strombedarfs. Die restlichen 49 Prozent der Anteile werden vom türkischen Militärpensionsfonds Oyak gehalten.
Das STEAG Heizkraftwerk Duisburg-Walsum
Strategiewechsel: Ausstieg aus der Kohle
Steags Entscheidung steht im Einklang mit der eigenen Strategie, bis 2030 aus der Kohleenergie auszusteigen. Dieser Wandel hin zu nachhaltigeren Energiequellen spiegelt globale Entwicklungen wider, steht jedoch im Widerspruch zu den Plänen der Türkei, ihre Kohlekapazität von 21,1 Gigawatt auf 24,3 Gigawatt bis 2035 zu erhöhen.
Einer Analyse der Beratungsfirma Ember zufolge hat die Türkei im Jahr 2024 Deutschland als größten Kohlestromerzeuger Europas überholt.
Welle deutscher Unternehmensabgänge
Steags Rückzug ist kein Einzelfall. Andere deutsche Unternehmen haben in den letzten Monaten ähnliche Entscheidungen getroffen. Der Baustoffhersteller Ytong verkaufte im November seinen Anteil an Türk Ytong an die Nakkaş Holding. Im Dezember beendete der Automobilzulieferer Linde + Wiemann seine Partnerschaft mit Linde Opsan Otomotiv.
Im Januar übertrug Farhym, eine Tochtergesellschaft der Hymer Group, ihren gesamten Anteil an Turna Ahşap. Zusätzlich hat Siemens Gamesa, ein führender Hersteller von Windturbinen, angekündigt, sein Forschungs- und Entwicklungszentrum in İzmir zu schließen. Diese Schließung wird 80 Ingenieure betreffen und steht kurz bevor.
Wirtschaftlicher Druck in der Türkei
Die Abgänge deutscher Unternehmen spiegeln die wirtschaftlichen Herausforderungen wider, mit denen die Türkei konfrontiert ist. Dazu zählen steigende Energiekosten, die hohe Inflation und eine zunehmend unsichere Investitionslandschaft.
Steags Abschied aus der Türkei verdeutlicht, dass sich die Spannungen zwischen globalen Nachhaltigkeitszielen und der türkischen Energiepolitik verschärfen. Der Verkauf des Sugözü-Kraftwerks ist ein weiterer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energiezukunft für Steag, jedoch ein klares Signal für die wirtschaftliche Unsicherheit, die Investoren im Land spüren.
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